er Kaffee in vollem Strome auf den Teppich sich ergoß. "Mutter, Mutter", sagte Gregor leise und sah zu ihr hinauf. Der Prokurist war ihm far einen Augenblick ganz aus dem Sinn gekommen; dagegen konnte er sich nicht versagen, im Anblick des fließenden Kaffees mehrmals mit den Kiefern ins Leere zu schnappen. daraber schrie die Mutter neuerdings auf, flachtete vom Tisch und fiel dem ihr entgegeneilenden Vater in die Arme. Aber Gregor hatte jetzt keine Zeit far seine Eltern; der Prokurist war schon auf der Treppe; das Kinn auf dem Gelander, sah er noch zum letzten Male zurack. Gregor nahm einen Anlauf, um ihn maglichst sicher einzuholen; der Prokurist mußte etwas ahnen, denn er machte einen Sprung aber mehrere Stufen und verschwand; "Hu!" aber schrie er noch, es klang durchs ganze Treppenhaus. Leider schien nun auch diese Flucht des Prokuristen den Vater, der bisher verhaltnismaßig gefaßt gewesen war, vallig zu verwirren, denn statt selbst dem Prokuristen nachzulaufen oder wenigstens Gregor in der Verfolgung nicht zu hindern, packte er mit der Rechten den Stock des Prokuristen, den dieser mit Hut und aberzieher auf einem Sessel zurackgelassen hatte, holte mit der Linken eine große Zeitung vom Tisch und machte sich unter Faßestampfen daran, Gregor durch Schwenken des Stockes und der Zeitung in sein Zimmer zurackzutreiben. Kein Bitten Gregors half, kein Bitten wurde auch verstanden, er mochte den Kopf noch so dematig drehen, der Vater stampfte nur starker mit den Faßen. draben hatte die Mutter trotz des kahlen Wetters ein Fenster aufgerissen, und hinausgelehnt drackte sie ihr Gesicht weit außerhalb des Fensters in ihre Hande. Zwischen Gasse und Treppenhaus entstand eine starke Zugluft, die Fenstervorhange flogen auf, die Zeitungen auf dem Tische rauschten, einzelne Blatter wehten aber den Boden hin. Unerbittlich drangte der Vater und stieß Zischlaute aus, wie ein Wilder. Nun hatte aber Gregor noch gar keine abung im Rackwartsgehen, es ging wirklich sehr langsam. Wenn sich Gregor nur hatte umdrehen darfen, er ware gleich in seinem Zimmer gewesen, aber er farchtete sich, den Vater durch die zeitraubende Umdrehung ungeduldig zu machen, und jeden Augenblick drohte ihm doch von dem Stock in des Vaters Hand der tadliche Schlag auf den Racken oder auf den Kopf. Endlich aber blieb Gregor doch nichts anderes abrig, denn er merkte mit Entsetzen, daß er im Rackwartsgehen nicht einmal die Richtung einzuhalten verstand; und so begann er, unter unaufharlichen angstlichen Seitenblicken nach dem Vater, sich nach Maglichkeit rasch, in Wirklichkeit aber doch nur sehr langsam umzudrehen. Vielleicht merkte der Vater seinen guten Willen, denn er starte ihn hierbei nicht, sondern dirigierte sogar hie und da die Drehbewegung von der Ferne mit der Spitze seines Stockes. Wenn nur nicht dieses unertragliche Zischen des Vaters gewesen ware! Gregor verlor daraber ganz den Kopf. Er war schon fast ganz umgedreht, als er sich, immer auf dieses Zischen horchend, sogar irrte und sich wieder ein Stack zurackdrehte. Als er aber endlich glacklich mit dem Kopf vor der Taraffnung war, zeigte es sich, daß sein Karper zu breit war, um ohne weiteres durchzukommen. Dem Vater fiel es natarlich in seiner gegenwartigen Verfassung auch nicht entfernt ein, etwa den anderen Tarflagel zu affnen, um far Gregor einen genagenden Durchgang zu schaffen. Seine fixe Idee war bloß, daß Gregor so rasch als maglich in sein Zimmer masse. Niemals hatte er auch die umstandlichen Vorbereitungen gestattet, die Gregor brauchte, um sich aufzurichten und vielleicht auf diese Weise durch die Tar zu kommen. Vielmehr trieb er, als gabe es kein Hindernis, Gregor jetzt unter besonderem Larm vorwarts; es klang schon hinter Gregor gar nicht mehr wie die Stimme bloß eines einzigen Vaters; nun gab es wirklich keinen Spaß mehr, und Gregor drangte sich -- geschehe was wolle -- in die Tar. Die eine Seite seines Karpers hob sich, er lag schief in der Taraffnung, seine eine Flanke war ganz wundgerieben, an der weißen Tar blieben haßliche Flecken, bald steckte er fest und hatte sich allein nicht mehr rahren kannen, die Beinchen auf der einen Seite hingen zitternd oben in der Luft, die auf der anderen waren schmerzhaft zu Boden gedrackt -- da gab ihm der Vater von hinten einen jetzt wahrhaftig erlasenden starken Stoß, und er flog, heftig blutend, weit in sein Zimmer hinein. Die Tar wurde noch mit dem Stock zugeschlagen, dann war es endlich still. II Erst in der Abenddammerung erwachte Gregor aus seinem schweren ohnmachtsahnlichen Schlaf. Er ware gewiß nicht viel spater auch ohne Starung erwacht, denn er fahlte sich genagend ausgeruht und ausgeschlafen, doch schien es ihm, als hatte ihn ein flachtiger Schritt und ein vorsichtiges Schließen der zum Vorzimmer fahrenden Tar geweckt. Der Schein der elektrischen Straßenlampen lag bleich hier und da auf der Zimmerdecke und auf den haheren Teilen der Mabel, aber unten bei Gregor war es finster. Langsam schob er sich, noch ungeschickt mit seinen Fahlern tastend, die er erst jetzt schatzen lernte, zur Tare hin, um nachzusehen, was dort geschehen war. Seine linke Seite schien eine einzige lange, unangenehm spannende Narbe, und er mußte auf seinen zwei Beinreihen regelrecht hinken. Ein Beinchen war abrigens im Laufe der vormittagigen Vorfalle schwer verletzt worden -- es war fast ein Wunder, daß nur eines verletzt worden war -- und schleppte leblos nach. Erst bei der Tar merkte er, was ihn dorthin eigentlich gelockt hatte; es war der Geruch von etwas Eßbarem gewesen. Denn dort stand ein Napf mit saßer Milch gefallt, in der kleine Schnitten von Weißbrot schwammen. Fast hatte er vor Freude gelacht, denn er hatte noch graßeren Hunger als am Morgen, und gleich tauchte er seinen Kopf fast bis aber die Augen in die Milch hinein. Aber bald zog er ihn enttauscht wieder zurack; nicht nur, daß ihm das Essen wegen seiner heiklen linken Seite Schwierigkeiten machte -- und er konnte nur essen, wenn der ganze Karper schnaufend mitarbeitete --, so schmeckte ihm aberdies die Milch, die sonst sein Lieblingsgetrank war, und die ihm gewiß die Schwester deshalb hereingestellt hatte, gar nicht, ja er wandte sich fast mit Widerwillen von dem Napf ab und kroch in die Zimmermitte zurack. Im Wohnzimmer war, wie Gregor durch die Tarspalte sah, das Gas angezandet, aber wahrend sonst zu dieser Tageszeit der Vater seine nachmittags erscheinende Zeitung der Mutter und manchmal auch der Schwester mit erhobener Stimme vorzulesen pflegte, harte man jetzt keinen Laut. Nun, vielleicht war dieses Vorlesen, von dem ihm die Schwester immer erzahlte und schrieb, in der letzten Zeit aberhaupt aus der abung gekommen. Aber auch ringsherum war es so still, trotzdem doch gewiß die Wohnung nicht leer war. "Was far ein stilles Leben die Familie doch fahrte", sagte sich Gregor und fahlte, wahrend er starr vor sich ins Dunkle sah, einen großen Stolz daraber, daß er seinen Eltern und seiner Schwester ein solches Leben in einer so schanen Wohnung hatte verschaffen kannen. Wie aber, wenn jetzt alle Ruhe, aller Wohlstand, alle Zufriedenheit ein Ende mit Schrecken nehmen sollten? Um sich nicht in solche Gedanken zu verlieren, setzte sich Gregor lieber in Bewegung und kroch im Zimmer auf und ab. Einmal wahrend des langen Abends wurde die eine Seitentar und einmal die andere bis zu einer kleinen Spalte geaffnet und rasch wieder geschlossen; jemand hatte wohl das Bedarfnis hereinzukommen, aber auch wieder zu viele Bedenken. Gregor machte nun unmittelbar bei der Wohnzimmertar halt, entschlossen, den zagernden Besucher doch irgendwie hereinzubringen oder doch wenigstens zu erfahren, wer es sei; aber nun wurde die Tar nicht mehr geaffnet und Gregor wartete vergebens. Frah, als die Taren versperrt waren, hatten alle zu ihm hereinkommen wollen, jetzt, da er die eine Tar geaffnet hatte und die anderen offenbar wahrend des Tages geaffnet worden waren, kam keiner mehr, und die Schlassel steckten nun auch von außen. Spat erst in der Nacht wurde das Licht im Wohnzimmer ausgelascht, und nun war leicht festzustellen, daß die Eltern und die Schwester so lange wachgeblieben waren, denn wie man genau haren konnte, entfernten sich jetzt alle drei auf den Fußspitzen. Nun kam gewiß bis zum Morgen niemand mehr zu Gregor herein; er hatte also eine lange Zeit, um ungestart zu aberlegen, wie er sein Leben jetzt neu ordnen sollte. Aber das hohe freie Zimmer, in dem er gezwungen war, flach auf dem Boden zu liegen, angstigte ihn, ohne daß er die Ursache herausfinden konnte, denn es war ja sein seit fanf Jahren von ihm bewohntes Zimmer -- und mit einer halb unbewußten Wendung und nicht ohne eine leichte Scham eilte er unter das Kanapee, wo er sich, trotzdem sein Racken ein wenig gedrackt wurde und trotzdem er den Kopf nicht mehr erheben konnte, gleich sehr behaglich fahlte und nur bedauerte, daß sein Karper zu breit war, um vollstandig unter dem Kanapee untergebracht zu werden. Dort blieb er die ganze Nacht, die er zum Teil im Halbschlaf, aus dem ihn der Hunger immer wieder aufschreckte, verbrachte, zum Teil aber in Sorgen und undeutlichen Hoffnungen, die aber alle zu dem Schlusse fahrten, daß er sich vorlaufig ruhig verhalten und durch Geduld und graßte Racksichtnahme der Familie die Unannehmlichkeiten ertraglich machen masse, die er ihr in seinem gegenwartigen Zustand nun einmal zu verursachen gezwungen war. Schon am frahen Morgen, es war fast noch Nacht, hatte Gregor Gelegenheit, die Kraft seiner eben gefaßten Entschlasse zu prafen, denn vom Vorzimmer her affnete die Schwester, fast vallig angezogen, die Tar und sah mit Spannung herein. Sie fand ihn nicht gleich, aber als sie ihn unter dem Kanapee bemerkte -- Gott, er mußte doch irgendwo sein, er hatte doch nicht wegfliegen kannen --, erschrak sie so sehr, daß sie, ohne sich beherrschen zu kannen, die Tar von außen wieder zuschlug. Aber als bereue sie ihr Benehmen, affnete sie die Tar sofort wieder und trat, als sei sie bei einem Schwerkranken oder gar bei einem Fremden, auf den Fußspitzen herein. Gregor hatte den Kopf bis knapp zum Rande des Kanapees vorgeschoben und beobachtete sie. Ob sie wohl bemerken warde, daß er die Milch stehengelassen hatte, und zwar keineswegs aus Mangel an Hunger, und ob sie eine andere Speise hereinbringen warde, die ihm besser entsprach? Tate sie es nicht von selbst, er wollte lieber verhungern, als sie darauf aufmerksam machen, trotzdem es ihn eigentlich ungeheuer drangte, unterm Kanapee vorzuschießen, sich der Schwester zu Faßen zu werfen und sie um irgend etwas Gutes zum Essen zu bitten. Aber die Schwester bemerkte sofort mit Verwunderung den noch vollen Napf, aus dem nur ein wenig Milch ringsherum verschattet war, sie hob ihn gleich auf, zwar nicht mit den bloßen Handen, sondern mit einem Fetzen, und trug ihn hinaus. Gregor war außerst neugierig, was sie zum Ersatze bringen warde, und er machte sich die verschiedensten Gedanken daraber. Niemals aber hatte er erraten kannen, was die Schwester in ihrer Gate wirklich tat. Sie brachte ihm, um seinen Geschmack zu prafen, eine ganze Auswahl, alles auf einer alten Zeitung ausgebreitet. Da war altes halbverfaultes Gemase; Knochen vom Nachtmahl her, die von festgewordener weißer Soße umgeben waren; ein paar Rosinen und Mandeln; ein Kase, den Gregor vor zwei Tagen far ungenießbar erklart hatte; ein trockenes Brot, ein mit Butter beschmiertes Brot und ein mit Butter beschmiertes und gesalzenes Brot. Außerdem stellte sie zu dem allen noch den wahrscheinlich ein far allemal far Gregor bestimmten Napf, in den sie Wasser gegossen hatte. Und aus Zart Gefahl, da sie wußte, daß Gregor vor ihr nicht essen warde, entfernte sie sich eiligst und drehte sogar den Schlassel um, damit nur Gregor merken kanne, daß er es sich so behaglich machen darfe, wie er wolle. Gregors Beinchen schwirrten, als es jetzt zum Essen ging. Seine Wunden mußten abrigens auch schon vollstandig geheilt sein, er fahlte keine Behinderung mehr, er staunte daraber und dachte daran, wie er vor mehr als einem Monat sich mit dem Messer ganz wenig in den Finger geschnitten, und wie ihm diese Wunde noch vorgestern genug weh getan hatte. "Sollte ich jetzt weniger Feingefahl haben?" dachte er und saugte schon gierig an dem Kase, zu dem es ihn vor allen anderen Speisen sofort und nachdracklich gezogen hatte. Rasch hintereinander und mit vor Befriedigung tranenden Augen verzehrte er den Kase, das Gemase und die Soße; die frischen Speisen dagegen schmeckten ihm nicht, er konnte nicht einmal ihren Geruch vertragen und schleppte sogar die Sachen, die er essen wollte, ein Stackchen weiter weg. Er war schon langst mit allem fertig und lag nur noch faul auf der gleichen Stelle, als die Schwester zum Zeichen, daß er sich zurackziehen solle, langsam den Schlassel umdrehte. Das schreckte ihn sofort auf, trotzdem er schon fast schlummerte, und er eilte wieder unter das Kanapee. Aber es kostete ihn große Selbstaberwindung, auch nur die kurze Zeit, wahrend welcher die Schwester im Zimmer war, unter dem Kanapee zu bleiben, denn von dem reichlichen Essen hatte sich sein Leib ein wenig gerundet und er konnte dort in der Enge kaum atmen. Unter kleinen Erstickungsanfallen sah er mit etwas hervorgequollenen Augen zu, wie die nichtsahnende Schwester mit einem Besen nicht nur die aberbleibsel zusammenkehrte, sondern selbst die von Gregor gar nicht berahrten Speisen, als seien also auch diese nicht mehr zu gebrauchen, und wie sie alles hastig in einen Kabel schattete, den sie mit einem Holzdeckel schloß, worauf sie alles hinaustrug. Kaum hatte sie sich umgedreht, zog sich schon Gregor unter dem Kanapee hervor und streckte und blahte sich. Auf diese Weise bekam nun Gregor taglich sein Essen, einmal am Morgen, wenn die Eltern und das Dienstmadchen noch schliefen, das zweite Mal nach dem allgemeinen Mittagessen, denn dann schliefen die Eltern gleichfalls noch ein Weilchen, und das Dienstmadchen wurde von der Schwester mit irgendeiner Besorgung weggeschickt. Gewiß wollten auch sie nicht, daß Gregor verhungere, aber vielleicht hatten sie es nicht ertragen kannen, von seinem Essen mehr als durch Harensagen zu erfahren, vielleicht wollte die Schwester ihnen auch eine maglicherweise nur kleine Trauer ersparen, denn tatsachlich litten sie ja gerade genug. Mit welchen Ausreden man an jenem ersten Vormittag den Arzt und den Schlosser wieder aus der Wohnung geschafft hatte, konnte Gregor gar nicht erfahren, denn da er nicht verstanden wurde, dachte niemand daran, auch die Schwester nicht, daß er die anderen verstehen kanne, und so mußte er sich, wenn die Schwester in seinem Zimmer war, damit begnagen, nur hier und da ihre Seufzer und Anrufe der Heiligen zu haren. Erst spater, als sie sich ein wenig an alles gewahnt hatte -- von vollstandiger Gewahnung konnte natarlich niemals die Rede sein --, erhaschte Gregor manchmal eine Bemerkung, die freundlich gemeint war oder so gedeutet werden konnte. "Heute hat es ihm aber geschmeckt", sagte sie, wenn Gregor unter dem Essen tachtig aufgeraumt hatte, wahrend sie im gegenteiligen Fall, der sich allmahlich immer haufiger wiederholte, fast traurig zu sagen pflegte: "Nun ist wieder alles stehen geblieben." Wahrend aber Gregor unmittelbar keine Neuigkeit erfahren konnte, erhorchte er manches aus den Nebenzimmern, und wo er nur einmal Stimmen harte, lief er gleich zu der betreffenden Tar und drackte sich mit ganzem Leib an sie. Besonders in der ersten: Zeit gab es kein Gesprach, das nicht irgendwie, wenn auch nur im geheimen, von ihm handelte. Zwei Tage lang waren bei allen Mahlzeiten Beratungen daraber zu haren, wie man sich jetzt verhalten solle; aber auch zwischen den Mahlzeiten sprach man aber das gleiche Thema, denn immer waren zumindest zwei Familienmitglieder zu Hause, da wohl niemand allein zu Hause bleiben wollte und man die Wohnung doch auf kennen Fall ganzlich verlassen konnte. Auch hatte das Dienstmadchen gleich am ersten Tag -- es war nicht ganz klar, was und wieviel sie von dem Vorgefallenen wußte -- kniefallig die Mutter gebeten, sie sofort zu entlassen, und als sie sich eine Viertelstunde danach verabschiedete, dankte sie far die Entlassung unter Tranen, wie far die graßte Wohltat, die man ihr erwiesen hatte, und gab, ohne daß man es von ihr verlangte, einen farchterlichen Schwur ab, niemandem auch nur das Geringste zu verraten. Nun mußte die Schwester im Verein mit der Mutter auch kochen; allerdings machte das nicht viel Mahe, denn man aß fast nichts. Immer wieder harte Gregor, wie der eine den anderen vergebens zum Essen aufforderte und keine andere Antwort bekam, als: "Danke, ich habe genug" oder etwas ahnliches. Getrunken wurde vielleicht auch nichts. afters fragte die Schwester den Vater, ob er Bier haben wolle, und herzlich erbot sie sich, es selbst zu holen, und als der Vater schwieg, sagte sie, um ihm jedes Bedenken zu nehmen, sie kanne auch die Hausmeisterin darum schicken, aber dann sagte der Vater schließlich ein großes "Nein", und es wurde nicht mehr davon gesprochen. Schon im Laufe des ersten Tages legte der Vater die ganzen Vermagensverhaltnisse und Aussichten sowohl der Mutter, als auch der Schwester dar. Hie und da stand er vom Tische auf und holte aus seiner kleinen Wertheimkassa, die er aus dem vor fanf Jahren erfolgten Zusammenbruch seines Geschaftes gerettet hatte, irgendeinen Beleg oder irgendein Vormerkbuch. Man harte, wie er das komplizierte Schloß aufsperrte und nach Entnahme des Gesuchten wieder verschloß. Diese Erklarungen des Vaters waren zum Teil das erste Erfreuliche, was Gregor seit seiner Gefangenschaft zu haren bekam. Er war der Meinung gewesen, daß dem Vater von jenem Geschaft her nicht das Geringste abriggeblieben war, zumindest hatte ihm der Vater nichts Gegenteiliges gesagt, und Gregor allerdings hatte ihn auch nicht darum gefragt. Gregors Sorge war damals nur gewesen, alles daranzusetzen, um die Familie das geschaftliche Unglack, das alle in eine vollstandige Hoffnungslosigkeit gebracht hatte, maglichst rasch vergessen zu lassen. Und so hatte er damals mit ganz besonderem Feuer zu arbeiten angefangen und war fast aber Nacht aus einem kleinen Kommis ein Reisender geworden, der natarlich ganz andere Maglichkeiten des Geldverdienens hatte, und dessen Arbeitserfolge sich sofort in Form der Provision zu Bargeld verwandelten, das der erstaunten und beglackten Familie zu Hause auf den Tisch gelegt werden konnte. Es waren schane Zeiten gewesen, und niemals nachher hatten sie sich, wenigstens in diesem Glanze, wiederholt, trotzdem Gregor spater so viel Geld verdiente, daß er den Aufwand der ganzen Familie zu tragen imstande war und auch trug. Man hatte sich eben daran gewahnt, sowohl die Familie als auch Gregor, man nahm das Geld dankbar an, er lieferte es gern ab, aber eine besondere Warme wollte sich nicht mehr ergeben. Nur die Schwester war Gregor doch noch nahe geblieben, und es war sein geheimer Plan, sie, die zum Unterschied von Gregor Musik sehr liebte und rahrend Violine zu spielen verstand, nachstes Jahr, ohne Racksicht auf die großen Kosten, die das verursachen mußte, und die man schon auf andere Weise hereinbringen warde, auf das Konservatorium zu schicken. afters wahrend der kurzen Aufenthalte Gregors in der Stadt wurde in den Gesprachen mit der Schwester das Konservatorium erwahnt, aber immer nur als schaner Traum, an dessen Verwirklichung nicht zu denken war, und die Eltern harten nicht einmal diese unschuldigen Erwahnungen gern; aber Gregor dachte sehr bestimmt daran und beabsichtigte, es am Weihnachtsabend feierlich zu erklaren. Solche in seinem gegenwartigen Zustand ganz nutzlose Gedanken gingen ihm durch den Kopf, wahrend er dort aufrecht an der Tare klebte und horchte. Manchmal konnte er vor allgemeiner Madigkeit gar nicht mehr zuharen und ließ den Kopf nachlassig gegen die Tar schlagen, hielt ihn aber sofort wieder fest, denn selbst das kleine Gerausch, das er damit verursacht hatte, war nebenan gehart worden und hatte alle verstummen lassen. "Was er nur wieder treibt", sagte der Vater nach einer Weile, offenbar zur Tare hingewendet, und dann erst wurde das unterbrochene Gesprach allmahlich wieder aufgenommen. Gregor erfuhr nun zur Genage -- denn der Vater pflegte sich in seinen Erklarungen afters zu wiederholen, teils, weil er selbst sich mit diesen Dingen schon lange nicht beschaftigt hatte, teils auch, weil die Mutter nicht alles gleich beim erstenmal verstand --, daß trotz allen Unglacks ein allerdings ganz kleines Vermagen aus der alten Zeit noch vorhanden war, das die nicht angerahrten Zinsen in der Zwischenzeit ein wenig hatten anwachsen lassen. Außerdem aber war das Geld, das Gregor allmonatlich nach Hause gebracht hatte -- er selbst hatte nur ein paar Gulden far sich behalten --, nicht vollstandig aufgebraucht worden und hatte sich zu einem kleinen Kapital angesammelt. Gregor, hinter seiner Tare, nickte eifrig, erfreut aber diese unerwartete Vorsicht und Sparsamkeit. Eigentlich hatte er ja mit diesen aberschassigen Geldern die Schuld des Vaters gegenaber dem Chef weiter abgetragen haben kannen, und jener Tag, an dem er diesen Posten hatte loswerden kannen, ware weit naher gewesen, aber jetzt war es zweifellos besser so, wie es der Vater eingerichtet hatte. Nun genagte dieses Geld aber ganz und gar nicht, um die Familie etwa von den Zinsen leben zu lassen; es genagte vielleicht, um die Familie ein, hachstens zwei Jahre zu erhalten, mehr war es nicht. Es war also bloß eine Summe, die man eigentlich nicht angreifen durfte, und die far den Notfall zurackgelegt werden mußte; das Geld zum Leben aber mußte man verdienen. Nun war aber der Vater ein zwar gesunder, aber alter Mann, der schon fanf Jahre nichts gearbeitet hatte und sich jedenfalls nicht viel zutrauen durfte; er hatte in diesen fanf Jahren, welche die ersten Ferien seines mahevollen und doch erfolglosen Lebens waren, viel Fett angesetzt und war dadurch recht schwerfallig geworden. Und die alte Mutter sollte nun vielleicht Geld verdienen, die an Asthma litt, der eine Wanderung durch die Wohnung schon Anstrengung verursachte, und die jeden zweiten Tag in Atembeschwerden auf dem Sofa beim offenen Fenster verbrachte? Und die Schwester sollte Geld verdienen, die noch ein Kind war mit ihren siebzehn Jahren, und der ihre bisherige Lebensweise so sehr zu gannen war, die daraus bestanden hatte, sich nett zu kleiden, lange zu schlafen, in der Wirtschaft mitzuhelfen, an ein paar bescheidenen Vergnagungen sich zu beteiligen und vor allem Violine zu spielen? Wenn die Rede auf diese Notwendigkeit des Geldverdienens kam, ließ zuerst immer Gregor die Tare los und warf sich auf das neben der Tar befindliche kahle Ledersofa, denn ihm war ganz heiß vor Beschamung und Trauer. Oft lag er dort die ganzen langen Nachte aber, schlief keinen Augenblick und scharrte nur stundenlang auf dem Leder. Oder er scheute nicht die Mahe, einen Sessel zum Fenster zu schieben, dann die Fensterbrastung hinaufzukriechen und, in den Sessel gestemmt, sich ans Fenster zu lehnen, offenbar nur in irgendeiner Erinnerung an das Befreiende, das fraher far ihn darin gelegen war, aus dem Fenster zu schauen. Denn tatsachlich sah er von Tag zu Tag die auch nur ein wenig entfernten Dinge immer undeutlicher; das gegenaberliegende Krankenhaus, dessen nur allzu haufigen Anblick er fraher verflucht hatte, bekam er aberhaupt nicht mehr zu Gesicht, und wenn er nicht genau gewußt hatte, daß er in der stillen, aber vallig stadtischen Charlottenstraße wohnte, hatte er glauben kannen, von seinem Fenster aus in eine Einade zu schauen, in welcher der graue Himmel und die graue Erde ununterscheidbar sich vereinigten. Nur zweimal hatte die aufmerksame Schwester sehen massen, daß der Sessel beim Fenster stand, als sie schon jedesmal, nachdem sie das Zimmer aufgeraumt hatte, den Sessel wieder genau zum Fenster hinschob, ja sogar von nun ab den inneren Fensterflagel offen ließ. Hatte Gregor nur mit der Schwester sprechen und ihr far alles danken kannen, was sie far ihn machen mußte, er hatte ihre Dienste leichter ertragen; so aber litt er darunter. Die Schwester suchte freilich die Peinlichkeit des Ganzen maglichst zu verwischen, und je langere Zeit verging, desto besser gelang es ihr natarlich auch, aber auch Gregor durchschaute mit der Zeit alles viel genauer. Schon ihr Eintritt war far ihn schrecklich. Kaum war sie eingetreten, lief sie, ohne sich Zeit zu nehmen, die Tare zu schließen, so sehr sie sonst darauf achtete, jedem den Anblick von Gregors Zimmer zu ersparen, geradewegs zum Fenster und riß es, als ersticke sie fast, mit hastigen Handen auf, blieb auch, selbst wenn es noch so kalt war, ein Weilchen beim Fenster und atmete tief. Mit diesem Laufen und Larmen erschreckte sie Gregor taglich zweimal; die ganze Zeit aber zitterte er unter dem Kanapee und wußte doch sehr gut, daß sie ihn gewiß gerne damit verschont hatte, wenn es ihr nur maglich gewesen ware, sich in einem Zimmer, in dem sich Gregor befand, bei geschlossenem Fenster aufzuhalten. Einmal, es war wohl schon ein Monat seit Gregors Verwandlung vergangen, und es war doch schon far die Schwester kein besonderer Grund mehr, aber Gregors Aussehen in Erstaunen zu geraten, kam sie ein wenig fraher als sonst und traf Gregor noch an, wie er, unbeweglich und so recht zum Erschrecken aufgestellt, aus dem Fenster schaute. Es ware far Gregor nicht unerwartet gewesen, wenn sie nicht eingetreten ware, da er sie durch seine Stellung verhinderte, sofort das Fenster zu affnen, aber sie trat nicht nur nicht ein, sie fuhr sogar zurack und schloß die Tar; ein Fremder hatte geradezu denken kannen, Gregor habe ihr aufgelauert und habe sie beißen wollen. Gregor versteckte sich natarlich sofort unter dem Kanapee, aber er mußte bis zum Mittag warten, ehe die Schwester wiederkam, und sie schien viel unruhiger als sonst. Er erkannte daraus, daß ihr sein Anblick noch immer unertraglich war und ihr auch weiterhin unertraglich bleiben masse, und daß sie sich wohl sehr aberwinden mußte, vor dem Anblick auch nur der kleinen Partie seines Karpers nicht davonzulaufen, mit der er unter dem Kanapee hervorragte. Um ihr auch diesen Anblick zu ersparen, trug er eines Tages auf seinem Racken -- er brauchte zu dieser Arbeit vier Stunden -- das Leintuch auf das Kanapee und ordnete es in einer solchen Weise an, daß er nun ganzlich verdeckt war, und daß die Schwester, selbst wenn sie sich backte, ihn nicht sehen konnte. Ware dieses Leintuch ihrer Meinung nach nicht natig gewesen, dann hatte sie es ja entfernen kannen, denn daß es nicht zum Vergnagen Gregors geharen konnte, sich so ganz und gar abzusperren, war doch klar genug, aber sie ließ das Leintuch, so wie es war, und Gregor glaubte sogar einen dankbaren Blick erhascht zu haben, als er einmal mit dem Kopf vorsichtig das Leintuch ein wenig laftete, um nachzusehen, wie die Schwester die neue Einrichtung aufnahm. In den ersten vierzehn Tagen konnten es die Eltern nicht aber sich bringen, zu ihm hereinzukommen, und er harte oft, wie sie die jetzige Arbeit der Schwester vallig anerkannten, wahrend sie sich bisher haufig aber die Schwester geargert hatten, weil sie ihnen als ein etwas nutzloses Madchen erschienen war. Nun aber warteten oft beide, der Vater und die Mutter, vor Gregors Zimmer, wahrend die Schwester dort aufraumte, und kaum war sie herausgekommen, mußte sie ganz genau erzahlen, wie es in dem Zimmer aussah, was Gregor gegessen hatte, wie er sich diesmal benommen hatte, und ob vielleicht eine kleine Besserung zu bemerken war. Die Mutter abrigens wollte verhaltnismaßig bald Gregor besuchen, aber der Vater und die Schwester hielten sie zuerst mit Vernunftgranden zurack, denen Gregor sehr aufmerksam zuharte, und die er vollstandig billigte. Spater aber mußte man sie mit Gewalt zurackhalten, und wenn sie dann rief: "Laßt mich doch zu Gregor, er ist ja mein unglacklicher Sohn! Begreift ihr es denn nicht, daß ich zu ihm muß?", dann dachte Gregor, daß es vielleicht doch gut ware, wenn die Mutter hereinkame, nicht jeden Tag natarlich, aber vielleicht einmal in der Woche; sie verstand doch alles viel besser als die Schwester, die trotz all ihrem Mute doch nur ein Kind war und im letzten Grunde vielleicht nur aus kindlichem Leichtsinn eine so schwere Aufgabe abernommen hatte. Der Wunsch Gregors, die Mutter zu sehen, ging bald in Erfallung. Wahrend des Tages wollte Gregor schon aus Racksicht auf seine Eltern sich nicht beim Fenster zeigen, kriechen konnte er aber auf den paar Quadratmetern des Fußbodens auch nicht viel, das ruhige Liegen ertrug er schon wahrend der Nacht schwer, das Essen machte ihm bald nicht mehr das geringste Vergnagen, und so nahm er zur Zerstreuung die Gewohnheit an, kreuz und quer aber Wande und Plafond zu kriechen. Besonders oben auf der Decke hing er gern; es war ganz anders, als das Liegen auf dem Fußboden; man atmete freier; ein leichtes Schwingen ging durch den Karper; und in der fast glacklichen Zerstreutheit, in der sich Gregor dort oben befand, konnte es geschehen, daß er zu seiner eigenen aberraschung sich losließ und auf den Boden klatschte. Aber nun hatte er natarlich seinen Karper ganz anders in der Gewalt als fraher und beschadigte sich selbst bei einem so großen Falle nicht. Die Schwester nun bemerkte sofort die neue Unterhaltung, die Gregor far sich gefunden hatte -- er hinterließ ja auch beim Kriechen hie und da Spuren seines Klebstoffes --, und da setzte sie es sich in den Kopf, Gregor das Kriechen in graßtem Ausmaße zu ermaglichen und die Mabel, die es verhinderten, also vor allem den Kasten und den Schreibtisch, wegzuschaffen. Nun war sie aber nicht imstande, dies allein zu tun; den Vater wagte sie nicht um Hilfe zu bitten; das Dienstmadchen hatte ihr ganz gewiß nicht geholfen, denn dieses etwa sechzehnjahrige Madchen harrte zwar tapfer seit Entlassung der fraheren Kachin aus, hatte aber um die Verganstigung gebeten, die Kache unaufharlich versperrt halten zu darfen und nur auf besonderen Anruf affnen zu massen; so blieb der Schwester also nichts abrig, als einmal in Abwesenheit des Vaters die Mutter zu holen. Mit Ausrufen erregter Freude kam die Mutter auch heran, verstummte aber an der Tar vor Gregors Zimmer. Zuerst sah natarlich die Schwester nach, ob alles im Zimmer in Ordnung war; dann erst ließ sie die Mutter eintreten. Gregor hatte in graßter Eile das Leintuch noch tiefer und mehr in Falten gezogen, das Ganze sah wirklich nur wie ein zufallig aber das Kanapee geworfenes Leintuch aus. Gregor unterließ auch diesmal, unter dem Leintuch zu spionieren; er verzichtete darauf, die Mutter schon diesmal zu sehen, und war nur froh, daß sie nun doch gekommen war. "Komm nur, man sieht ihn nicht", sagte die Schwester, und offenbar fahrte sie die Mutter an der Hand. Gregor harte nun, wie die zwei schwachen Frauen den immerhin schweren alten Kasten von seinem Platz rackten, und wie die Schwester immerfort den graßten Teil der Arbeit far sich beanspruchte, ohne auf die Warnungen der Mutter zu haren, welche farchtete, daß sie sich aberanstrengen werde. Es dauerte sehr lange. Wohl nach schon viertelstandiger Arbeit sagte die Mutter, man solle den Kasten doch lieber hier lassen, denn erstens sei er zu schwer, sie warden vor Ankunft des Vaters nicht fertig werden und mit dem Kasten in der Mitte des Zimmers Gregor jeden Weg verrammeln, zweitens aber sei es doch gar nicht sicher, daß Gregor mit der Entfernung der Mabel ein Gefallen geschehe. Ihr scheine das Gegenteil der Fall zu sein; ihr bedracke der Anblick der leeren Wand geradezu das Herz; und warum solle nicht auch Gregor diese Empfindung haben, da er doch an die Zimmermabel langst gewahnt sei und sich deshalb im leeren Zimmer verlassen fahlen werde. "Und ist es dann nicht so", schloß die Mutter ganz leise, wie sie aberhaupt fast flasterte, als wolle sie vermeiden, daß Gregor, dessen genauen Aufenthalt sie ja nicht kannte, auch nur den Klang der Stimme hare, denn daß er die Worte nicht verstand, davon war sie aberzeugt, "und ist es nicht so, als ob wir durch die Entfernung der Mabel zeigten, daß wir jede Hoffnung auf Besserung aufgeben und ihn racksichtslos sich selbst aberlassen? Ich glaube, es ware das beste, wir suchen das Zimmer genau in dem Zustand zu erhalten, in dem es fraher war, damit Gregor, wenn er wieder zu uns zurackkommt, alles unverandert findet und um so leichter die Zwischenzeit vergessen kann." Beim Anharen dieser Worte der Mutter erkannte Gregor, daß der Mangel jeder unmittelbaren menschlichen Ansprache, verbunden mit dem einfarmigen Leben inmitten der Familie, im Laufe dieser zwei Monate seinen Verstand hatte verwirren massen, denn anders konnte er es sich nicht erklaren, daß er ernsthaft danach hatte verlangen kannen, daß sein Zimmer ausgeleert warde. Hatte er wirklich Lust, das warme, mit ererbten Mabeln gematlich ausgestattete Zimmer in eine Hahle verwandeln zu lassen, in der er dann freilich nach allen Richtungen ungestart warde kriechen kannen, jedoch auch unter gleichzeitigem schnellen, ganzlichen Vergessen seiner menschlichen Vergangenheit? War er doch jetzt schon nahe daran, zu vergessen, und nur die seit langem nicht geharte Stimme der Mutter hatte ihn aufgerattelt. Nichts sollte entfernt werden; alles mußte bleiben; die guten Einwirkungen der Mabel auf seinen Zustand konnte er nicht entbehren; und wenn die Mabel ihn hinderten, das sinnlose Herumkriechen zu betreiben, so war es kein Schaden, sondern ein großer Vorteil. Aber die Schwester war leider anderer Meinung; sie hatte sich, allerdings nicht ganz unberechtigt, angewahnt, bei Besprechung der Angelegenheiten Gregors als besonders Sachverstandige gegenaber den Eltern aufzutreten, und so war auch jetzt der Rat der Mutter far die Schwester Grund genug, auf der Entfernung nicht nur des Kastens und des Schreibtisches, an die sie zuerst allein gedacht hatte, sondern auf der Entfernung samtlicher Mabel, mit Ausnahme des unentbehrlichen Kanapees, zu bestehen. Es war natarlich nicht nur kindlicher Trotz und das in der letzten Zeit so unerwartet und schwer erworbene Selbstvertrauen, das sie zu dieser Forderung bestimmte; sie hatte doch auch tatsachlich beobachtet, daß Gregor viel Raum zum Kriechen brauchte, dagegen die Mabel, soweit man sehen konnte, nicht im geringsten benatzte. Vielleicht aber spielte auch