was ihr sein solltet. Konige im Festtagsornat, vom Pobel beneidet. Was gab eine Schneidersfrau drum, eine Schnur Perlen um ihren Hals zu haben, von dem Saum eures Kleids, den eure Absatze verachtlich zurucksto?en! Weislingen. Ihr seid bitter. Adelheid. Es ist die Antistrophe von Eurem Gesang. Eh ich Euch kannte, Weislingen, ging mir's wie der Schneidersfrau. Der Ruf, hundertzungig, ohne Metapher gesprochen, hatte Euch so zahnarztma?ig herausgestrichen, da? ich mich uberreden lie? zu wunschen: mochtest du doch diese Quintessenz des mannlichen Geschlechts, den Phonix Weislingen zu Gesicht kriegen! Ich ward meines Wunsches gewahrt. Weislingen. Und der Phonix prasentierte sich als ein ordinarer Haushahn. Adelheid. Nein, Weislingen, ich nahm Anteil an Euch. Weislingen. Es schien so - Adelheid. Und war. Denn wirklich, ihr ubertraft Euern Ruf. Die Menge schatzt nur den Widerschein des Verdienstes. Wie mir's denn nun geht, da? ich uber die Leute nicht denken mag, denen ich wohlwill; so lebten wir eine Zeitlang nebeneinander, es fehlte mir was, und ich wu?te nicht, was ich an Euch vermi?te. Endlich gingen mir die Augen auf. Ich sah statt des aktiven Mannes, der die Geschafte eines Furstentums belebte, der sich und seinen Ruhm dabei nicht verga?, der auf hundert gro?en Unternehmungen, wie auf ubereinander gewalzten Bergen, zu den Wolken hinaufgestiegen war: den sah ich auf einmal, jammernd wie einen kranken Poeten, melancholisch wie ein gesundes Madchen und mu?iger als einen alten Junggesellen. Anfangs schrieb ich's Euerm Unfall zu, der Euch noch neu auf dem Herzen lag, und entschuldigte Euch, so gut ich konnte. Jetzt, da es von Tag zu Tage schlimmer mit Euch zu werden scheint, mu?t Ihr mir verzeihen, wenn ich Euch meine Gunst entrei?e. Ihr besitzt sie ohne Recht, ich schenkte sie einem andern auf Lebenslang, der sie Euch nicht ubertragen konnte. Weislingen. So la?t mich los. Adelheid. Nicht, bis alle Hoffnung verloren ist. Die Einsamkeit ist in diesen Umstanden gefahrlich. - Armer Mensch! Ihr seid so mi?mutig, wie einer, dem sein erstes Madchen untreu wird, und eben darum geb ich Euch nicht auf. Gebt mir die Hand, verzeiht mir, was ich aus Liebe gesagt habe. Weislingen. Konntest du mich lieben, konntest du meiner hei?en Leidenschaft einen Tropfen Linderung gewahren! Adelheid! deine Vorwurfe sind hochst ungerecht. Konntest du den hundertsten Teil ahnen von dem, was die Zeit her in mir arbeitet, du wurdest mich nicht mit Gefalligkeit, Gleichgultigkeit und Verachtung so unbarmherzig hin und her zerrissen haben - Du lachelst! - Nach dem ubereilten Schritt wieder mit mir selbst einig zu werden, kostete mehr als einen Tag. Wider den Menschen zu arbeiten, dessen Andenken so lebhaft neu in Liebe bei mir ist. Adelheid. Wunderlicher Mann, der du den lieben kannst, den du beneidest! Das ist, als wenn ich meinem Feinde Proviant zufuhrte. Weislingen. Ich fuhl's wohl, es gilt hier, kein Saumen. Er ist berichtet, da? ich wieder Weislingen bin, und er wird sich seines Vorteils uber uns ersehen. Auch, Adelheid, sind wir nicht so trag, als du meinst. Unsere Reiter sind verstarkt und wachsam, unsere Unterhandlungen gehen fort, und der Reichstag zu Augsburg soll hoffentlich unsere Projekte zur Reife bringen. Adelheid. Ihr geht hin? Weislingen. Wenn ich eine Hoffnung mitnehmen konnte! (Ku?t ihre Hand.) Adelheid. O ihr Unglaubigen! Immer Zeichen und Wunder! Geh, Weislingen, und vollende das Werk. Der Vorteil des Bischofs, der deinige, der meinige, sie sind so verwebt, da?, ware es auch nur der Politik wegen - Weislingen. Du kannst scherzen. Adelheid. Ich scherze nicht. Meine Guter hat der stolze Herzog inne, die deinigen wird Gotz nicht lange ungeneckt lassen; und wenn wir nicht zusammenhalten wie unsere Feinde und den Kaiser auf unsere Seite lenken, sind wir verloren. Weislingen. Mir ist's nicht bange. Der gro?te Teil der Fursten ist unserer Gesinnung. Der Kaiser verlangt Hulfe gegen die Turken, und dafur ist's billig, da? er uns wieder beisteht. Welche Wollust wird mir's sein, deine Guter von ubermutigen Feinden zu befreien, die unruhigen Kopfe in Schwaben aufs Kissen zu bringen, die Ruhe des Bistums, unser aller herzustellen. Und dann -? Adelheid. Ein Tag bringt den andern, und beim Schicksal steht das Zukunftige. Weislingen. Aber wir mussen wollen. Adelheid. Wir wollen ja. Weislingen. Gewi?? Adelheid. Nun ja. Geht. Weislingen. Zauberin! Herberge Bauernhochzeit. Musik und Tanz drau?en Der Brautvater, Gotz, Selbitz am Tische. Brautigam tritt zu ihnen. Gotz. Das Gescheitste war, da? ihr euern Zwist so glucklich und frohlich durch eine Heirat endigt. Brautvater. Besser, als ich mir's hatte traumen lassen. In Ruh und Fried mit meinem Nachbar, und eine Tochter wohl versorgt dazu! Brautigam. Und ich im Besitz des strittigen Stucks, und druber den hubschten Backfisch im ganzen Dorf. Wollte Gott, Ihr hattet Euch eher drein geben. Selbitz. Wie lange habt ihr prozessiert? Brautvater. An die acht Jahre. Ich wollte lieber noch einmal so lang das Frieren haben, als von vorn anfangen. Das ist ein Gezerre, Ihr glaubt's nicht, bis man den Perucken ein Urteil vom Herzen rei?t; und was hat man darnach? Der Teufel hol den Assessor Sapupi! 's is ein verfluchter schwarzer Italiener. Brautigam. Ja, das ist ein toller Kerl. Zweimal war ich dort. Brautvater. Und ich dreimal. Und seht, ihr Herrn: kriegen wir ein Urteil endlich, wo ich so viel Recht hab als er, und er so viel als ich, und wir eben stunden wie die Maulaffen, bis mir unser Herrgott eingab, ihm meine Tochter zu geben und das Zeug dazu. Gotz (trinkt). Gut Vernehmen kunftig. Brautvater. Geb's Gott! Geh aber, wie's will, prozessieren tu ich mein Tag nit mehr. Was das ein Geldspiel kost! Jeden Reverenz, den euch ein Prokurator macht, mu?t ihr bezahlen. Selbitz. Sind ja jahrlich Kaiserliche Visitationen da. Brautvater. Hab nichts davon gehort. Ist mir mancher schone Taler nebenaus gangen. Das unerhorte Blechen! Gotz. Wie meint Ihr? Brautvater. Ach, da macht alles hohle Pfotchen. Der Assessor allein, Gott verzeih's ihm, hat mir achtzehn Goldgulden abgenommen. Brautigam. Wer? Brautvater. Wer anders als der Sapupi? Gotz. Das ist schandlich. Brautvater. Wohl, ich mu?t ihm zwanzig erlegen. Und da ich sie ihm hingezahlt hatte, in seinem Gartenhaus, das prachtig ist, im gro?en Saal, wollt mir vor Wehmut fast das Herz brechen. Denn seht, eines Haus und Hof steht gut, aber wo soll bar Geld herkommen? Ich stund da, Gott wei?, wie mir's war. Ich hatte keinen roten Heller Reisegeld im Sack. Endlich nahm ich mir 's Herz und stellt's ihm vor. Nun er sah, da? mir 's Wasser an die Seele ging, da warf er mir zwei davon zuruck und schickt' mich fort. Brautigam. Es ist nicht moglich! Der Sapupi? Brautvater. Wie stellst du dich! Freilich! Kein andrer! Brautigam. Den soll der Teufel holen, er hat mir auch funfzehn Goldgulden abgenommen. Brautvater. Verflucht! Selbitz. Gotz! Wir sind Rauber! Brautvater. Drum fiel das Urteil so scheel aus. Du Hund! Gotz. Das mu?t ihr nicht ungerugt lassen. Brautvater. Was sollen wir tun? Gotz. Macht euch auf nach Speier, es ist eben Visitationszeit, zeigt's an, sie mussen's untersuchen und euch zu dem Eurigen helfen. Brautigam. Denkt Ihr, wir treiben's durch? Gotz. Wenn ich ihm uber die Ohren durfte, wollt ich's euch versprechen. Selbitz. Die Summe ist wohl einen Versuch wert. Gotz. Bin ich wohl eher um des vierten Teils willen ausgeritten. Brautvater. Wie meinst du? Brautigam. Wir wollen, geh's wie's geh. (Georg kommt.) Georg. Die Nurnberger sind im Anzug. Gotz. Wo? Georg. Wenn wir ganz sachte reiten, packen wir sie zwischen Beerheim und Muhlbach im Wald. Selbitz. Trefflich! Gotz. Kommt, Kinder. Gott gru? euch! Helf uns allen zum Unsrigen! Bauer. Gro?en Dank! Ihr wollt nicht zum Nacht-Ims bleiben? Gotz. Konnen nicht. Adies. Dritter Akt Augsburg. Ein Garten Zwei Nurnberger Kaufleute. Erster Kaufmann. Hier wollen wir stehn, denn da mu? der Kaiser vorbei. Er kommt eben den langen Gang herauf. Zweiter Kaufmann. Wer ist bei ihm? Erster Kaufmann. Adelbert von Weislingen! Zweiter Kaufmann. Bambergs Freund! Das ist gut. Erster Kaufmann. Wir wollen einen Fu?fall tun, und ich will reden. Zweiter Kaufmann. Wohl, da kommen sie. (Kaiser. Weislingen.) Erster Kaufmann. Er sieht verdrie?lich aus. Kaiser. Ich bin unmutig, Weislingen, und wenn ich auf mein vergangenes Leben zurucksehe, mocht ich verzagt werden; so viel halbe, so viel verungluckte Unternehmungen! und das alles, weil kein Furst im Reich so klein ist, dem nicht mehr an seinen Grillen gelegen ware als an meinen Gedanken. (Die Kaufleute werfen sich ihm zu Fu?en.) Kaufmann. Allerdurchlauchtigster! Gro?machtigster! Kaiser. Wer seid ihr? Was gibt's? Kaufmann. Arme Kaufleute von Nurnberg, Eurer Majestat Knechte, und flehen um Hulfe. Gotz von Berlichingen und Hans von Selbitz haben unser drei?ig, die von der Frankfurter Messe kamen, im Bambergischen Geleite niedergeworfen und beraubt; wir bitten Eure Kaiserliche Majestat um Hulfe, um Beistand, sonst sind wir alle verdorbene Leute, genotigt, unser Brot zu betteln. Kaiser. Heiliger Gott! Heiliger Gott! Was ist das? Der eine hat nur eine Hand, der andere nur ein Bein; wenn sie denn erst zwei Hande hatten, und zwei Beine, was wolltet ihr dann tun? Kaufmann. Wir bitten Eure Majestat untertanigst, auf unsere bedrangten Umstande ein mitleidiges Auge zu werfen. Kaiser. Wie geht's zu! Wenn ein Kaufmann einen Pfeffersack verliert, soll man das ganze Reich aufmahnen; und wenn Handel vorhanden sind, daran Kaiserlicher Majestat und dem Reich viel gelegen ist, da? es Konigreich, Furstentum, Herzogtum und anders betrifft, so kann euch kein Mensch zusammenbringen. Weislingen. Ihr kommt zur ungelegnen Zeit. Geht und verweilt einige Tage hier. Kaufleute. Wir empfehlen uns zu Gnaden. (Ab.) Kaiser. Wieder neue Handel. Sie wachsen nach wie die Kopfe der Hydra. Weislingen. Und sind nicht auszurotten als mit Feuer und Schwert und einer mutigen Unternehmung. Kaiser. Glaubt Ihr? Weislingen. Ich halte nichts fur tunlicher, wenn Eure Majestat und die Fursten sich uber andern unbedeutenden Zwist vereinigen konnten. Es ist mit nichten ganz Deutschland, das uber Beunruhigung klagt. Franken und Schwaben allein glimmt noch von den Resten des innerlichen verderblichen Burgerkriegs. Und auch da sind viele der Edeln und Freien, die sich nach Ruhe sehnen. Hatten wir einmal diesen Sickingen, Selbitz - Berlichingen auf die Seite geschafft, das ubrige wurde bald von sich selbst zerfallen. Denn sie sind's, deren Geist die aufruhrische Menge belebt. Kaiser. Ich mochte die Leute gerne schonen, sie sind tapfer und edel. Wenn ich Krieg fuhrte, mu?ten sie mit mir zu Felde. Weislingen. Es ware zu wunschen, da? sie von jeher gelernt hatten, ihrer Pflicht zu gehorchen. Und dann war es hochst gefahrlich, ihre aufruhrischen Unternehmungen durch Ehrenstellen zu belohnen. Denn eben diese kaiserliche Mild und Gnade ist's, die sie bisher so ungeheuer mi?brauchten, und ihr Anhang, der sein Vertrauen und Hoffnung darauf setzt, wird nicht ehe zu bandigen sein, bis wir sie ganz vor den Augen der Welt zunichte gemacht und ihnen alle Hoffnung, jemals wieder emporzukommen, vollig abgeschnitten haben. Kaiser. Ihr ratet also zur Strenge? Weislingen. Ich sehe kein ander Mittel, den Schwindelgeist, der ganze Landschaften ergreift, zu bannen. Horen wir nicht schon hier und da die bittersten Klagen der Edeln, da? ihre Untertanen, ihre Leibeignen sich gegen sie auflehnen und mit ihnen rechten, ihnen die hergebrachte Oberherrschaft zu schmalern drohen, so da? die gefahrlichsten Folgen zu furchten sind? Kaiser. Jetzt war eine schone Gelegenheit wider den Berlichingen und Selbitz; nur wollt ich nicht, da? ihnen was zuleid geschehe. Gefangen mocht ich sie haben, und dann mu?ten sie Urfehde schworen, auf ihren Schlossern ruhig zu bleiben und nicht aus ihrem Bann zu gehen. Bei der nachsten Session will ich's vortragen. Weislingen. Ein freudiger beistimmender Zuruf wird Eurer Majestat das Ende der Rede ersparen. (Ab.) Jagsthausen Sickingen. Berlichingen. Sickingen. Ja, ich komme, Eure edle Schwester um ihr Herz und ihre Hand zu bitten. Gotz. So wollt ich, Ihr wart eher kommen. Ich mu? Euch sagen: Weislingen hat wahrend seiner Gefangenschaft ihre Liebe gewonnen, um sie angehalten, und ich sagt sie ihm zu. Ich hab ihn losgelassen, den Vogel, und er verachtet die gutige Hand, die ihm in der Not Futter reichte. Er schwirrt herum, wei? Gott auf welcher Hecke seine Nahrung zu suchen. Sickingen. Ist das so? Gotz. Wie ich sage. Sickingen. Er hat ein doppeltes Band zerrissen. Wohl Euch, da? Ihr mit dem Verrater nicht naher verwandt worden. Gotz. Sie sitzt, das arme Madchen, verjammert und verbetet ihr Leben. Sickingen. Wir wollen sie singen machen. Gotz. Wie! Entschlie?et Ihr Euch, eine Verla?ne zu heiraten? Sickingen. Es macht euch beiden Ehre, von ihm betrogen worden zu sein. Soll darum das arme Madchen in ein Kloster gehn, weil der erste Mann, den sie kannte, ein Nichtswurdiger war? Nein doch! ich bleibe darauf, sie soll Konigin von meinen Schlossern werden. Gotz. Ich sage Euch, sie war nicht gleichgultig gegen ihn. Sickingen. Traust du mir nicht zu, da? ich den Schatten eines Elenden sollte verjagen konnen? La? uns zu ihr! (Ab.) Lager der Reichsexekution Hauptmann. Offiziere. Hauptmann. Wir mussen behutsam gehn und unsere Leute so viel moglich schonen. Auch ist unsere gemessene Order, ihn in die Enge zu treiben und lebendig gefangenzunehmen. Es wird schwerhalten, denn wer mag sich an ihn machen? Erster Offizier. Freilich! Und er wird sich wehren wie ein wildes Schwein. Uberhaupt hat er uns sein Lebelang nichts zuleid getan, und jeder wird's von sich schieben, Kaiser und Reich zu Gefallen Arm und Bein daranzusetzen. Zweiter Offizier. Es ware eine Schande, wenn wir ihn nicht kriegten. Wenn ich ihn nur einmal beim Lappen habe, er soll nicht loskommen. Erster Offizier. Fa?t ihn nur nicht mit Zahnen, er mochte Euch die Kinnbacken ausziehen. Guter junger Herr, dergleichen Leut packen sich nicht wie ein fluchtiger Dieb. Zweiter Offizier. Wollen sehn. Hauptmann. Unsern Brief mu? er nun haben. Wir wollen nicht saumen und einen Trupp ausschicken, der ihn beobachten soll. Zweiter Offizier. La?t mich ihn fuhren. Hauptmann. Ihr seid der Gegend unkundig. Zweiter Offizier. Ich hab einen Knecht, der hier geboren und erzogen ist. Hauptmann. Ich bin's zufrieden. (Ab.) Jagsthausen Sickingen. Sickingen. Es geht alles nach Wunsch; sie war etwas besturzt uber meinen Antrag und sah mich vom Kopf bis auf die Fu?e an; ich wette, sie verglich mich mit ihrem Wei?fisch. Gott sei Dank, da? ich mich stellen darf. Sie antwortete wenig und durcheinander; desto besser! Es mag eine Zeit kochen. Bei Madchen, die durch Liebesungluck gebeizt sind, wird ein Heiratsvorschlag bald gar. (Gotz kommt.) Sickingen. Was bringt Ihr, Schwager? Gotz. In die Acht erklart! Sickingen. Was? Gotz. Da lest den erbaulichen Brief. Der Kaiser hat Exekution gegen mich verordnet, die mein Fleisch den Vogeln unter dem Himmel und den Tieren auf dem Felde zu fressen vorschneiden soll. Sickingen. Erst sollen sie dran. Just zur gelegenen Zeit bin ich hier. Gotz. Nein, Sickingen, Ihr sollt fort. Eure gro?en Anschlage konnten daruber zugrunde gehn, wenn Ihr zu so ungelegner Zeit des Reichs Feind werden wolltet. Auch mir werdet Ihr weit mehr nutzen, wenn Ihr neutral zu sein scheint. Der Kaiser liebt Euch, und das Schlimmste, das mir begegnen kann, ist, gefangen zu werden; dann braucht Euer Vorwort und rei?t mich aus einem Elend, in das unzeitige Hulfe uns beide sturzen konnte. Denn was war's? Jetzo geht der Zug gegen mich; erfahren sie, du bist bei mir, so schicken sie mehr, und wir sind um nichts gebessert. Der Kaiser sitzt an der Quelle, und ich war schon jetzt unwiederbringlich verloren, wenn man Tapferkeit so geschwind einblasen konnte, als man einen Haufen zusammenblasen kann. Sickingen. Doch kann ich heimlich ein zwanzig Reiter zu Euch sto?en lassen. Gotz. Gut. Ich hab schon Georgen nach dem Selbitz geschickt, und meine Knechte in der Nachbarschaft herum. Lieber Schwager, wenn meine Leute beisammen sind, es wird ein Haufchen sein, dergleichen wenig Fursten beisammen gesehen haben. Sickingen. Ihr werdet gegen die Menge wenig sein. Gotz. Ein Wolf ist einer ganzen Herde Schafe zu viel. Sickingen. Wenn sie aber einen guten Hirten haben? Gotz. Sorg du. Es sind lauter Mietlinge. Und dann kann der beste Ritter nichts machen, wenn er nicht Herr von seinen Handlungen ist. So kamen sie mir auch einmal, wie ich dem Pfalzgrafen zugesagt hatte, gegen Konrad Schotten zu dienen; da legt' er mir einen Zettel aus der Kanzlei vor, wie ich reiten und mich halten sollt; da warf ich den Raten das Papier wieder dar und sagt: ich wu?t nicht darnach zu handlen, ich wei? nicht, was mir begegnen mag, das steht nicht im Zettel, ich mu? die Augen selbst auftun und sehn, was ich zu schaffen hab. Sickingen. Gluck zu, Bruder! Ich will gleich fort und dir schicken, was ich in der Eil zusammentreiben kann. Gotz. Komm noch zu den Frauen, ich lie? sie beisammen. Ich wollte, da? du ihr Wort hattest, ehe du gingst. Dann schick mir die Reiter, und komm heimlich wieder, Marien abzuholen, denn mein Schlo?, furcht ich, wird bald kein Aufenthalt fur Weiber mehr sein. Sickingen. Wollen das Beste hoffen. (Ab.) Bamberg. Adelheidens Zimmer Adelheid. Franz. Adelheid. So sind die beiden Exekutionen schon aufgebrochen? Franz. Ja, und mein Herr hat die Freude, gegen Eure Feinde zu ziehen. Ich wollte gleich mit, so gern ich zu Euch gehe. Auch will ich jetzt wieder fort, um bald mit frohlicher Botschaft wiederzukehren. Mein Herr hat mir's erlaubt. Adelheid. Wie steht's mit ihm? Franz. Er ist munter. Mir befahl er, Eure Hand zu kussen. Adelheid. Da - deine Lippen sind warm. Franz (vor sich, auf die Brust deutend). Hier ist's noch warmer! (Laut.) Gnadige Frau, Eure Diener sind die glucklichsten Menschen unter der Sonne. Adelheid. Wer fuhrt gegen Berlichingen? Franz. Der von Sirau. Lebt wohl, beste gnadige Frau! Ich will wieder fort. Verge?t mich nicht. Adelheid. Du mu?t was essen, trinken, und rasten. Franz. Wozu das? Ich hab Euch ja gesehen. Ich bin nicht mud noch hungrig. Adelheid. Ich kenne deine Treu. Franz. Ach, gnadige Frau! Adelheid. Du haltst's nicht aus, beruhige dich, und nimm was zu dir. Franz. Eure Sorgfalt fur einen armen Jungen! (Ab.) Adelheid. Die Tranen stehn ihm in den Augen. Ich lieb ihn von Herzen. So wahr und warm hat noch niemand an mir gehangen. (Ab.) Jagsthausen Gotz. Georg. Georg. Er will selbst mit Euch sprechen. Ich kenn ihn nicht; es ist ein stattlicher Mann, mit schwarzen feurigen Augen. Gotz. Bring ihn herein. (Lerse kommt.) Gotz. Gott gru? Euch! Was bringt Ihr? Lerse. Mich selbst, das ist nicht viel, doch alles, was es ist, biet ich Euch an. Gotz. Ihr seid mir willkommen, doppelt willkommen, ein braver Mann, und zu dieser Zeit, da ich nicht hoffte, neue Freunde zu gewinnen, eher den Verlust der alten stundlich furchtete. Gebt mir Euern Namen. Lerse. Franz Lerse. Gotz. Ich danke Euch, Franz, da? Ihr mich mit einem braven Mann bekannt macht. Lerse. Ich machte Euch schon einmal mit mir bekannt, aber damals danktet Ihr mir nicht dafur. Gotz. Ich erinnere mich Eurer nicht. Lerse. Es ware mir leid. Wi?t Ihr noch, wie Ihr um des Pfalzgrafen willen Konrad Schotten feind wart und nach Ha?furt auf die Fastnacht reiten wolltet? Gotz. Wohl wei? ich es. Lerse. Wi?t Ihr, wie Ihr unterwegs bei einem Dorf funfundzwanzig Reitern entgegenkamt? Gotz. Richtig. Ich hielt sie anfangs nur fur zwolfe und teilt meinen Haufen, waren unser sechzehn, und hielt am Dorf hinter der Scheuer, in willens, sie sollten bei mir vorbeiziehen. Dann wollt ich ihnen nachrucken, wie ich's mit dem andern Haufen abgeredt hatte. Lerse. Aber wir sahn Euch und zogen auf eine Hohe am Dorf. Ihr zogt herbei und hieltet unten. Wie wir sahn, Ihr wolltet nicht heraufkommen, ritten wir herab. Gotz. Da sah ich erst, da? ich mit der Hand in die Kohlen geschlagen hatte. Funfundzwanzig gegen acht! Da galt's kein Feiern. Erhard Truchse? durchstach mir einen Knecht, dafur rannt ich ihn vom Pferde. Hatten sie sich alle gehalten wie er und ein Knecht, es ware mein und meines kleinen Haufchens ubel gewahrt gewesen. Lerse. Der Knecht, wovon Ihr sagtet - Gotz. Es war der bravste, den ich gesehen habe. Er setzte mir hei? zu. Wenn ich dachte, ich hatt ihn von mir gebracht, wollte mit andern zu schaffen haben, war er wieder an mir und schlug feindlich zu. Er hieb mir auch durch den Panzerarmel hindurch, da? es ein wenig gefleischt hatte. Lerse. Habt Ihr's ihm verziehen? Gotz. Er gefiel mir mehr als zu wohl. Lerse. Nun, so hoff ich, da? Ihr mit mir zufrieden sein werdet; ich hab mein Probstuck an Euch selbst abgelegt. Gotz. Bist du's? O willkommen, willkommen! Kannst du sagen, Maximilian, du hast unter deinen Dienern einen so geworben! Lerse. Mich wundert, da? Ihr nicht eh auf mich gefallen seid. Gotz. Wie sollte mir einkommen, da? der mir seine Dienste anbieten wurde, der auf das feindseligste mich zu uberwaltigen trachtete? Lerse. Eben das, Herr! Von Jugend auf dien ich als Reitersknecht, und hab's mit manchem Ritter aufgenommen. Da wir auf Euch stie?en, freut ich mich. Ich kannte Euern Namen, und da lernt ich Euch kennen. Ihr wi?t, ich hielt nicht stand; Ihr saht, es war nicht Furcht, denn ich kam wieder. Kurz, ich lernt Euch kennen, und von Stund an beschlo? ich, Euch zu dienen. Gotz. Wie lange wollt Ihr bei mir aushalten? Lerse. Auf ein Jahr. Ohne Entgelt. Gotz. Nein, Ihr sollt gehalten werden wie ein anderer, und druber, wie der, der mir bei Remlin zu schaffen machte. (Georg kommt.) Georg. Hans von Selbitz la?t Euch gru?en. Morgen ist er hier mit funfzig Mann. Gotz. Wohl. Georg. Es zieht am Kocher ein Trupp Reichsvolker herunter; ohne Zweifel, Euch zu beobachten. Gotz. Wieviel? Georg. Ihrer funfzig. Gotz. Nicht mehr! Komm, Lerse, wir wollen sie zusammenschmei?en, wenn Selbitz kommt, da? er schon ein Stuck Arbeit getan findet. Lerse. Das soll eine reichliche Vorlese werden. Gotz. Zu Pferde! (Ab.) Wald an einem Morast Zwei Reichsknechte begegnen einander. Erster Knecht. Was machst du hier? Zweiter Knecht. Ich hab Urlaub gebeten, meine Notdurft zu verrichten. Seit dem blinden Larmen gestern abends ist mir's in die Gedarme geschlagen, da? ich alle Augenblicke vom Pferd mu?. Erster Knecht. Halt der Trupp hier in der Nahe? Zweiter Knecht. Wohl eine Stunde den Wald hinauf. Erster Knecht. Wie verlaufst du dich denn hieher? Zweiter Knecht. Ich bitte dich, verrat mich nicht. Ich will aufs nachste Dorf und sehn, ob ich nit mit warmen Uberschlagen meinem Ubel abhelfen kann. Wo kommst du her? Erster Knecht. Vom nachsten Dorf. Ich hab unserm Offizier Wein und Brot geholt. Zweiter Knecht. So, er tut sich was zugut vor unserm Angesicht, und wir sollen fasten! Schon Exempel! Erster Knecht. Komm mit zuruck, Schurke. Zweiter Knecht. War ich ein Narr! Es sind noch viele unterm Haufen, die gern fasteten, wenn sie so weit davon waren als ich. Erster Knecht. Horst du! Pferde! Zweiter Knecht. O weh! Erster Knecht. Ich klettere auf den Baum. Zweiter Knecht. Ich steck mich ins Rohr. (Gotz, Lerse, Georg, Knechte zu Pferde.) Gotz. Hier am Teich weg und linker Hand in den Wald, so kommen wir ihnen in Rucken. (Sie ziehen vorbei.) Erster Knecht (steigt vom Baum). Da ist nicht gut sein. Michel! Er antwortet nicht? Michel, sie sind fort! (Er geht nach dem Sumpf.) Michel! O weh, er ist versunken. Michel! Er hort mich nicht, er ist erstickt. Bist doch krepiert, du Memme. - Wir sind geschlagen. Feinde, uberall Feinde! (Gotz, Georg zu Pferde.) Gotz. Halt, Kerl, oder du bist des Todes! Knecht. Schont meines Lebens! Gotz. Dein Schwert! Georg, fuhr ihn zu den andern Gefangenen, die Lerse dort unten am Wald hat. Ich mu? ihren fluchtigen Fuhrer erreichen. (Ab.) Knecht. Was ist aus unserm Ritter geworden, der uns fuhrte? Georg. Unterst zu oberst sturzt' ihn mein Herr vom Pferd, da? der Federbusch im Kot stak. Seine Reiter huben ihn aufs Pferd und fort, wie besessen. (Ab.) Lager Hauptmann. Erster Ritter. Erster Ritter. Sie fliehen von weitem dem Lager zu. Hauptmann. Er wird ihnen an den Fersen sein. La?t ein funfzig ausrucken bis an die Muhle; wenn er sich zu weit verliert, erwischt Ihr ihn vielleicht. (Ritter ab. - Zweiter Ritter gefuhrt.) Hauptmann. Wie geht's, junger Herr? Habt Ihr ein paar Zinken abgerennt? Ritter. Da? dich die Pest! Das starkste Geweih ware gesplittert wie Glas. Du Teufel! Er rannt auf mich los, es war mir, als wenn mich der Donner in die Erd hineinschlug. Hauptmann. Dankt Gott, da? Ihr noch davongekommen seid. Ritter. Es ist nichts zu danken, ein paar Rippen sind entzwei. Wo ist der Feldscher? (Ab.) Jagsthausen Gotz. Selbitz. Gotz. Was sagst du zu der Achtserklarung, Selbitz? Selbitz. Es ist ein Streich von Weislingen. Gotz. Meinst du? Selbitz. Ich meine nicht, ich wei?. Gotz. Woher? Selbitz. Er war auf dem Reichstag, sag ich dir, er war um den Kaiser. Gotz. Wohl, so machen wir ihm wieder einen Anschlag zunichte. Selbitz. Hoff's. Gotz. Wir wollen fort! und soll die Hasenjagd angehn. Lager Hauptmann. Ritter. Hauptmann. Dabei kommt nichts heraus, ihr Herrn. Er schlagt uns einen Haufen nach dem andern, und was nicht umkommt und gefangen wird, das lauft in Gottes Namen lieber nach der Turkei als ins Lager zuruck. So werden wir alle Tag schwacher. Wir mussen einmal fur allemal ihm zu Leib gehen, und das mit Ernst; ich will selbst dabei sein, und er soll sehn, mit wem er zu tun hat. Ritter. Wir sind's all zufrieden; nur ist er der Landsart so kundig, wei? alle Gange und Schliche im Gebirg, da? er so wenig zu fangen ist wie eine Maus auf dem Kornboden. Hauptmann. Wollen ihn schon kriegen. Erst auf Jagsthausen zu. Mag er wollen oder nicht, er mu? herbei, sein Schlo? zu verteidigen. Ritter. Soll unser ganzer Hauf marschieren? Hauptmann. Freilich! Wi?t Ihr, da? wir schon um hundert geschmolzen sind? Ritter. Drum geschwind, eh der ganze Eisklumpen auftaut; es macht warm in der Nahe, und wir stehn da wie Butter an der Sonne. (Ab.) Gebirg und Wald Gotz. Selbitz. Trupp. Gotz. Sie kommen mit hellem Hauf. Es war hohe Zeit, da? Sickingens Reiter zu uns stie?en. Selbitz. Wir wollen uns teilen. Ich will linker Hand um die Hohe ziehen. Gotz. Gut. Und du, Franz, fuhre mir die funfzig rechts durch den Wald hinauf; sie kommen uber die Heide, ich will gegen ihnen halten. Georg, du bleibst um mich. Und wenn Ihr seht, da? sie mich angreifen, so fallt ungesaumt in die Seiten. Wir wollen sie patschen. Sie denken nicht, da? wir ihnen die Spitze bieten konnen. (Ab.) Heide Auf der einen Seite eine Hohe, auf der andern Wald. Hauptmann. Exekutionszug. Hauptmann. Er halt auf der Heide! Das ist impertinent. Er soll's bu?en. Was! Den Strom nicht zu furchten, der auf ihn losbraust? Ritter. Ich wollt nicht, da? Ihr an der Spitze rittet; er hat das Ansehn, als ob er den ersten, der ihn ansto?en mochte, umgekehrt in die Erde pflanzen wollte. Reitet hinterdrein. Hauptmann. Nicht gern. Ritter. Ich bitt Euch. Ihr seid noch der Knoten von diesem Bundel Haselruten; lost ihn auf, so knickt er sie Euch einzeln wie Riedgras. Hauptmann. Trompeter, blas! Und ihr blast ihn weg! (Ab.) (Selbitz hinter der Hohe hervor im Galopp.) Selbitz. Mir nach! Sie sollen zu ihren Handen rufen: >Multipliziert euch!< (Ab.) (Lerse aus dem Wald.) Lerse. Gotzen zu Hulf ! Er ist fast umringt. Braver Selbitz, du hast schon Luft gemacht. Wir wollen die Heide mit ihren Distelkopfen besaen. (Vorbei.) (Getummel.) Eine Hohe mit einem Wartturn Selbitz verwundet. Knechte. Selbitz. Legt mich hieher und kehrt zu Gotzen. Erster Knecht. La?t uns bleiben, Herr, Ihr braucht unser. Selbitz. Steig einer auf die Warte und seh, wie's geht. Erster Knecht. Wie will ich hinaufkommen? Zweiter Knecht. Steig auf meine Schultern, da kannst du die Lucke reichen und dir bis zur Offnung hinaufhelfen. Erster Knecht (steigt hinauf). Ach, Herr! Selbitz. Was siehest du? Erster Knecht. Eure Reiter fliehen der Hohe zu. Selbitz. Hollische Schurken! Ich wollt, sie stunden und ich hatt eine Kugel vorm Kopf. Reit einer hin! und fluch und wetter sie zuruck. (Knecht ab.) Siehest du Gotzen? Knecht. Die drei schwarzen Federn seh ich mitten im Getummel. Selbitz. Schwimm, braver Schwimmer. Ich liege hier! Knecht. Ein wei?er Federbusch, wer ist das? Selbitz. Der Hauptmann. Knecht. Gotz drangt sich an ihn - Bauz! Er sturzt. Selbitz. Der Hauptmann? Knecht. Ja, Herr. Selbitz. Wohl! Wohl! Knecht. Weh! Weh! Gotzen seh ich nicht mehr. Selbitz. So stirb, Selbitz! Knecht. Ein furchterlich Gedrang, wo er stund. Georgs blauer Busch verschwindt auch. Selbitz. Komm herunter. Siehst du Lersen nicht? Knecht. Nichts. Es geht alles drunter und druber. Selbitz. Nichts mehr. Komm! Wie halten sich Sickingens Reiter? Knecht. Gut. - Da flieht einer nach dem Wald. Noch einer! Ein ganzer Trupp! Gotz ist hin. Selbitz. Komm herab. Knecht. Ich kann nicht. - Wohl! Wohl! Ich sehe Gotzen! Ich sehe Georgen! Selbitz. Zu Pferd? Knecht. Hoch zu Pferd! Sieg! Sieg! Sie fliehn. Selbitz. Die Reichstruppen? Knecht. Die Fahne mittendrin, Gotz hintendrein. Sie zerstreuen sich. Gotz erreicht den Fahndrich - Er hat die Fahn - Er halt. Eine Handvoll Menschen um ihn herum. Mein Kamerad erreicht ihn - Sie ziehn herauf. (Gotz. Georg. Lerse. Ein Trupp.) Selbitz. Gluck zu, Gotz! Sieg! Sieg! Gotz (steigt vom Pferd). Teuer! Teuer! Du bist verwundt, Selbitz? Selbitz. Du lebst und siegst! Ich habe wenig getan. Und meine Hunde von Reitern! Wie bist du davongekommen? Gotz. Diesmal galt's! Und hier Georgen dank ich das Leben, und hier Lersen dank ich's. Ich warf den Hauptmann vom Gaul. Sie stachen mein Pferd nieder und drangen auf mich ein. Georg hieb sich zu mir und sprang ab, ich wie der Blitz auf seinen Gaul, wie der Donner sa? er auch wieder. Wie kamst du zum Pferd? Georg. Einem, der nach Euch hieb, stie? ich meinen Dolch in die Gedarme, wie sich sein Harnisch in die Hohe zog. Er sturzt', und ich half Euch von einem Feind und mir zu einem Pferde. Gotz. Nun staken wir, bis sich Franz zu uns hereinschlug, und da mahten wir von innen heraus. Lerse. Die Hunde, die ich fuhrte, sollten von au?en hineinmahen, bis sich unsere Sensen begegnet hatten; aber sie flohen wie Reichsknechte. Gotz. Es flohe Freund und Feind. Nur du kleiner Hauf hieltest mir den Rucken frei; ich hatte mit den Kerls vor mir genug zu tun. Der Fall ihres Hauptmanns half mir sie schutteln, und sie flohen. Ich habe ihre Fahne und wenig Gefangene. Selbitz. Der Hauptmann ist Euch entwischt? Gotz. Sie hatten ihn inzwischen gerettet. Kommt, Kinder! kommt, Selbitz! - Macht eine Bahre von Asten; - du kannst nicht aufs Pferd. Kommt in mein Schlo?. Sie sind zerstreut. Aber unser sind wenig, und ich wei? nicht, ob sie Truppen nachzuschicken haben. Ich will euch bewirten, meine Freunde. Ein Glas Wein schmeckt auf so einen Strau?. Lager Hauptmann. Hauptmann. Ich mocht euch alle mit eigner Hand umbringen! Was, fortlaufen! Er hatte keine Handvoll Leute mehr! Fortzulaufen, vor einem Mann! Es wird's niemand glauben, als wer uber uns zu lachen Lust hat. - Reit herum, Ihr, und Ihr, und Ihr. Wo ihr von unsern zerstreuten Knechten findt, bringt sie zuruck oder stecht sie nieder. Wir mussen diese Scharten auswetzen, und wenn die Klingen druber zugrunde gehen sollten. Jagsthausen Gotz. Lerse. Georg. Gotz. Wir durfen keinen Augenblick saumen! Arme Jungen, ich darf euch keine Rast gonnen. Jagt geschwind herum und sucht noch Reiter aufzutreiben. Bestellt sie alle nach Weilern, da sind sie am sichersten. Wenn wir zogern, so ziehen sie mir vors Schlo?. (Die zwei ab.) Ich mu? einen auf Kundschaft ausjagen. Es fangt an hei? zu werden. Und wenn es nur noch brave Kerls waren! aber so ist's die Menge. (Ab.) (Sickingen. Maria.) Maria. Ich bitte Euch, lieber Sickingen, geht nicht von meinem Bruder! Seine Reiter, Selbitzens, Eure sind zerstreut; er ist allein, Selbitz ist verwundet auf sein Schlo? gebracht, und ich furchte alles. Sickingen. Seid ruhig, ich gehe nicht weg. (Gotz kommt.) Gotz. Kommt in die Kirch, der Pater wartet. Ihr sollt mir in einer Viertelstund ein Paar sein. Sickingen. La?t mich hier. Gotz. In die Kirch sollt Ihr jetzt. Sickingen. Gern - und darnach? Gotz. Darnach sollt Ihr Eurer Wege gehn. Sickingen. Gotz! Gotz. Wollt Ihr nicht in die Kirche? Sickingen. Kommt, kommt! Lager Hauptmann. Ritter. Hauptmann. Wie viel sind's in allem? Ritter. Hundertundfunfzig. Hauptmann. Von vierhunderten! Das ist arg. Jetzt gleich auf und grad gegen Jagsthausen zu, eh er sich erholt und sich uns wieder in Weg stellt. Jagsthausen Gotz. Elisabeth. Maria. Sickingen. Gotz. Gott segne euch, geb euch gluckliche Tage, und behalte die, die er euch abzieht, fur eure Kinder. Elisabeth. Und die la? er sein, wie ihr seid: rechtschaffen! Und dann la?t sie werden, was sie wollen. Sickingen. Ich dank euch. Und dank Euch, Maria. Ich fuhrte Euch an den Altar, und Ihr sollt mich zur Gluckseligkeit fuhren. Maria. Wir wollen zusammen eine Pilgrimschaft nach diesem fremden gelobten Lande antreten. Gotz. Gluck auf die Reise! Maria. So ist's nicht gemeint, wir verlassen Euch nicht. Gotz. Ihr sollt, Schwester. Maria. Du bist sehr unbarmherzig, Bruder! Gotz. Und Ihr zartlicher als vorsehend. (Georg kommt.) Georg (heimlich). Ich kann niemand auftreiben. Ein einziger war geneigt; darnach veranderte er sich und wollte nicht. Gotz. Gut, Georg. Das Gluck fangt mir an wetterwendisch zu werden. Ich ahnt's aber. (Laut.) Sickingen, ich bitt Euch, geht noch diesen Abend. Beredet Marie. Sie ist Eure Frau. La?t sie's fuhlen. Wenn Weiber quer in unsere Unternehmung treten, ist unser Feind im freien Feld sichrer als sonst in der Burg. (Knecht kommt.) Knecht (leise). Herr, das Reichsfahnlein ist auf dem Marsch, grad hieher, sehr schnell. Gotz. Ich hab sie mit Rutenstreichen geweckt! Wieviel sind ihrer? Knecht. Ungefahr zweihundert. Sie konnen nicht zwei Stunden mehr von hier sein. Gotz. Noch uberm Flu?? Knecht. Ja, Herr. Gotz. Wenn ich nur funfzig Mann hatte, sie sollten mir nicht heruber. Hast du Lersen nicht gesehen? Knecht. Nein, Herr. Gotz. Biet allen, sie sollen sich bereit halten. - Es mu? geschieden sein, meine Lieben. Weine, meine gute Marie, es werden Augenblicke kommen, wo du dich freuen wirst. Es ist besser, du weinst an deinem Hochzeittag, als da? ubergro?e Freude der Vorbote kunftigen Elends ware. Lebt wohl, Marie. Lebt wohl, Bruder. Maria. Ich kann nicht von Euch, Schwester. Lieber Bruder, la? uns. Achtest du meinen Mann so wenig, da? du in dieser Extremitat seine Hulfe verschmahst? Gotz. Ja, es ist weit mit mir gekommen. Vielleicht bin ich meinem Sturz nahe. Ihr beginnt zu leben, und ihr sollt euch von meinem Schicksal trennen. Ich hab eure Pferde zu satteln befohlen. Ihr mu?t gleich fort. Maria. Bruder! Bruder! Elisabeth (zu Sickingen). Gebt ihm nach! Geht! Sickingen. Liebe Marie, la?t uns gehen. Maria. Du auch? Mein Herz wird brechen. Gotz. So bleib denn. In wenigen Stunden wird meine Burg umringt sein. Maria. Weh! Weh! Gotz. Wir werden uns verteidigen, so gut wir konnen. Maria. Mutter Gottes, hab Erbarmen mit uns! Gotz. Und am Ende werden wir sterben, oder uns ergeben. - Du wirst deinen edeln Mann mit mir in ein Schicksal geweint haben. Maria. Du marterst mich. Gotz. Bleib! Bleib! Wir werden zusammen gefangen werden. Sickingen, du wirst mit mir in die Grube fallen! Ich hoffte, du solltest mir heraushelfen. Maria. Wir wollen fort. Schwester, Schwester! Gotz. Bringt sie in Sicherheit, und dann erinnert Euch meiner. Sickingen. Ich will ihr Bette nicht besteigen, bis ich Euch au?er Gefahr wei?. Gotz. Schwester - liebe Schwester! (Ku?t sie.) Sickingen. Fort, fort! Gotz. Noch einen Augenblick - Ich seh Euch wieder. Trostet Euch. Wir sehn uns wieder. (Sickingen, Maria ab.) Gotz. Ich trieb sie, und da sie geht, mocht ich sie halten. Elisabeth, du bleibst bei mir! Elisabeth. Bis in den Tod. (Ab.) Gotz. Wen Gott lieb hat, dem geb er so eine Frau! (Georg kommt.) Georg. Sie sind in der Nahe, ich habe sie vom Turn gesehen. Die Sonne ging auf, und ich sah ihre Piken blinken. Wie ich sie sah, wollt mir's nicht banger werden, als einer Katze vor einer Armee Mause. Zwar wir spielen die Ratten. Gotz. Seht nach den Torriegeln. Verrammelt's inwendig mit Balken und Steinen. (Georg ab.) Wir wollen ihre Geduld fur'n Narren halten, und ihre Tapferkeit sollen sie mir an ihren eigenen Nageln verkauen. (Trompeter von au?en.) Aha! ein rotrockiger Schurke, der uns die Frage vorlegen wird, ob wir Hundsfotter sein wollen. (Er geht ans Fenster.) Was soll's? (Man hort in der Ferne reden.) Gotz (in seinen Bart). Einen Strick um deinen Hals. (Trompeter redet fort.) Gotz. >Beleidiger der Majestat!< - Die Aufforderung hat ein Pfaff gemacht. (Trompeter endet.) Gotz (antwortet). Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Rauber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestat hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich - - - (Schmei?t das Fenster zu.) Belagerung. Kuche Elisabeth. Gotz zu ihr. Gotz. Du hast viel Arbeit, arme Frau. Elisabeth. Ich wollt, ich hatte sie lang. Wir werden schwerlich lang aushalten konnen. Gotz. Wir hatten nicht Zeit, uns zu versehen. Elisabeth. Und die vielen Leute, die Ihr zeither gespeist habt. Mit dem Wein sind wir auch schon auf der Neige. Gotz. Wenn wir nur auf einen gewissen Punkt halten, da? sie Kapitulation vorschlagen. Wir tun ihnen brav Abbruch. Sie schie?en den ganzen Tag und verwunden unsere Mauern und knicken unsere Scheiben. Lerse ist ein braver Kerl; er schleicht mit seiner Buc