. Soll geschehen, wie Ihr befehlt. Weislingen. Sag ihr, sie soll wollen. (Zum Boten.) Fuhrt uns nun den nachsten und besten Weg. Bote. Wir mussen umziehen. Die Wasser sind von den entsetzlichen Regen alle ausgetreten. Jagsthausen Elisabeth. Lerse. Lerse. Trostet Euch, gnadige Frau! Elisabeth. Ach, Lerse, die Tranen stunden ihm in den Augen, wie er Abschied von mir nahm. Es ist grausam, grausam! Lerse. Er wird zuruckkehren. Elisabeth. Es ist nicht das. Wenn er auszog, ruhmlichen Sieg zu erwerben, da war mir's nicht weh ums Herz. Ich freute mich auf seine Ruckkunft, vor der mir jetzt bang ist. Lerse. Ein so edler Mann - Elisabeth. Nenn ihn nicht so, das macht neu Elend. Die Bosewichter! Sie drohten, ihn zu ermorden, und sein Schlo? anzuzunden. - Wenn er wiederkommen wird - ich seh ihn finster, finster. Seine Feinde werden lugenhafte Klagartikel schmieden, und er wird nicht sagen konnen: Nein! Lerse. Er wird und kann. Elisabeth. Er hat seinen Bann gebrochen. Sag Nein! Lerse. Nein! Er ward gezwungen; wo ist der Grund, ihn zu verdammen? Elisabeth. Die Bosheit sucht keine Grunde, nur Ursachen. Er hat sich zu Rebellen, Missetatern, Mordern gesellt, ist an ihrer Spitze gezogen. Sage Nein! Lerse. La?t ab, Euch zu qualen und mich. Haben sie ihm nicht feierlich zugesagt, keine Tathandlungen mehr zu unternehmen, wie die bei Weinsberg? Hort ich sie nicht selbst halbreuig sagen: Wenn's nicht geschehen war, geschah's vielleicht nie? Mu?ten nicht Fursten und Herrn ihm Dank wissen, wenn er freiwillig Fuhrer eines unbandigen Volks geworden ware, um ihrer Raserei Einhalt zu tun und so viel Menschen und Besitztumer zu schonen? Elisabeth. Du bist ein liebevoller Advokat. - Wenn sie ihn gefangennahmen, als Rebell behandelten, und sein graues Haupt - Lerse, ich mochte von Sinnen kommen. Lerse. Sende ihrem Korper Schlaf, lieber Vater der Menschen, wenn du ihrer Seele keinen Trost geben willst! Elisabeth. Georg hat versprochen, Nachricht zu bringen. Er wird auch nicht durfen, wie er will. Sie sind arger als gefangen. Ich wei?, man bewacht sie wie Feinde. Der gute Georg! Er wollte nicht von seinem Herrn weichen. Lerse. Das Herz blutete mir, wie er mich von sich schickte. Wenn Ihr nicht meiner Hulfe bedurftet, alle Gefahren des schmahlichsten Todes sollten mich nicht von ihm getrennt haben. Elisabeth. Ich wei? nicht, wo Sickingen ist. Wenn ich nur Marien einen Boten schicken konnte. Lerse. Schreibt nur, ich will dafur sorgen. (Ab.) Bei einem Dorf Gotz. Georg. Gotz. Geschwind zu Pferde, Georg! ich sehe Miltenberg brennen. Halten sie so den Vertrag? Reit hin, sag ihnen die Meinung. Die Mordbrenner! Ich sage mich von ihnen los. Sie sollen einen Zigeuner zum Hauptmann machen, nicht mich. Geschwind, Georg. (Georg ab.) Wollt, ich ware tausend Meilen davon, und lag im tiefsten Turn, der in der Turkei steht. Konnt ich mit Ehren von ihnen kommen! Ich fahr ihnen alle Tag durch den Sinn, sag ihnen die bittersten Wahrheiten, da? sie mein mude werden und mich erlassen sollen. (Ein Unbekannter.) Unbekannter. Gott gru? Euch, sehr edler Herr. Gotz. Gott dank Euch. Was bringt Ihr? Euern Namen? Unbekannter. Der tut nichts zur Sache. Ich komme, Euch zu sagen, da? Euer Kopf in Gefahr ist. Die Anfuhrer sind mude, sich von Euch so harte Worte geben zu lassen, haben beschlossen, Euch aus dem Weg zu raumen. Ma?igt Euch oder seht zu entwischen, und Gott geleit Euch. (Ab.) Gotz. Auf diese Art dein Leben zu lassen, Gotz, und so zu enden! Es sei drum! So ist mein Tod der Welt das sicherste Zeichen, da? ich nichts Gemeines mit den Hunden gehabt habe. (Einige Bauern.) Erster Bauer. Herr, Herr! Sie sind geschlagen, sie sind gefangen. Gotz. Wer? Zweiter Bauer. Die Miltenberg verbrannt haben. Es zog sich ein Bundischer Trupp hinter dem Berg hervor und uberfiel sie auf einmal. Gotz. Sie erwartet ihr Lohn. - O Georg! Georg! - Sie haben ihn mit den Bosewichtern gefangen - Mein Georg! Mein Georg! - (Anfuhrer kommen.) Link. Auf, Herr Hauptmann, auf! Es ist nicht Saumens Zeit. Der Feind ist in der Nahe und machtig. Gotz. Wer verbrannte Miltenberg? Metzler. Wenn Ihr Umstande machen wollt, so wird man Euch weisen, wie man keine macht. Kohl. Sorgt fur unsere Haut und Eure. Auf! Auf! Gotz (zu Metzler). Drohst du mir! Du Nichtswurdiger! Glaubst du, da? du mir furchterlicher bist, weil des Grafen von Helfenstein Blut an deinen Kleidern klebt? Metzler. Berlichingen! Gotz. Du darfst meinen Namen nennen, und meine Kinder werden sich dessen nicht schamen. Metzler. Mit dir feigem Kerl! Furstendiener! Gotz (haut ihn uber den Kopf, da? er sturzt. Die andern treten dazwischen). Kohl. Ihr seid rasend. Der Feind bricht auf allen Seiten 'rein, und ihr hadert! Link. Auf! Auf! (Tumult und Schlacht. - Weislingen. Reiter.) Weislingen. Nach! Nach! Sie fliehen. La?t euch Regen und Nacht nicht abhalten. Gotz ist unter ihnen, hor ich. Wendet Flei? an, da? ihr ihn erwischt. Er ist schwer verwundet, sagen die Unsrigen. (Die Reiter ab.) Und wenn ich dich habe! - Es ist noch Gnade, wenn wir heimlich im Gefangnis dein Todesurteil vollstrecken. - So verlischt er vor dem Andenken der Menschen, und du kannst freier atmen, torichtes Herz. (Ab.) Nacht, im wilden Wald. Zigeunerlager Zigeunermutter am Feuer. Mutter. Flick das Strohdach uber der Grube, Tochter, gibt hint nacht noch Regen genug. (Knab kommt.) Knab. Ein Hamster, Mutter. Da! Zwei Feldmaus. Mutter. Will sie dir abziehen und braten, und sollst eine Kapp haben von den Fellchen. - Du blutst? Knab. Hamster hat mich bissen. Mutter. Hol mir durr Holz, da? das Feuer loh brennt wenn dein Vater kommt, wird na? sein durch und durch. (Andre Zigeunerin, ein Kind auf dem Rucken.) Erste Zigeunerin. Hast du brav geheischen? Zweite Zigeunerin. Wenig genug. Das Land ist voll Tumult herum, da? man seins Lebens nicht sicher ist. Brennen zwei Dorfer lichterloh. Erste Zigeunerin. Ist das dort drunten Brand, der Schein? Seh ihm schon lang zu. Man ist die Feuerzeichen am Himmel zeither so gewohnt worden. (Zigeunerhauptmann, drei Gesellen kommen.) Hauptmann. Hort ihr den wilden Jager? Erster Zigeuner. Er zieht grad uber uns hin. Hauptmann. Wie die Hunde bellen! Wau! Wau! Zweiter Zigeuner. Die Peitschen knallen. Dritter Zigeuner. Die Jager jauchzen holla ho! Mutter. Bringt ja des Teufels sein Gepack! Hauptmann. Haben im Truben gefischt. Die Bauern rauben selbst, ist's uns wohl vergonnt. Zweite Zigeunerin. Was hast du, Wolf? Wolf. Einen Hasen, da, und einen Hahn; ein Bratspie?; ein Bundel Leinwand; drei Kochloffel und ein Pferdzaum. Sticks. Ein wullen Deck hab ich, ein Paar Stiefeln, und Zunder und Schwefel. Mutter. Ist alles pudelna?, wollen's trocknen, gebt her. Hauptmann. Horch, ein Pferd! Geht! Seht, was ist. (Gotz zu Pferd.) Gotz. Gott sei Dank! Dort seh ich Feuer, sind Zigeuner. Meine Wunden verbluten, die Feinde hinterher. Heiliger Gott, du endigst gra?lich mit mir! Hauptmann. Ist's Friede da? du kommst? Gotz. Ich flehe Hulfe von euch. Meine Wunden ermatten mich. Helft mir vom Pferd! Hauptmann. Helf ihm! Ein edler Mann, an Gestalt und Wort. Wolf (leise). Es ist Gotz von Berlichingen. Hauptmann. Seid willkommen! Alles ist Euer, was wir haben. Gotz. Dank Euch. Hauptmann. Kommt in mein Zelt. Hauptmanns Zelt Hauptmann. Gotz. Hauptmann. Ruft der Mutter, sie soll Blutwurzel bringen und Pflaster. Gotz (legt den Harnisch ab). Hauptmann. Hier ist mein Feiertagswams. Gotz. Gott lohn's. (Mutter verbindt ihn.) Hauptmann. Ist mir herzlich lieb, Euch zu haben. Gotz. Kennt Ihr mich? Hauptmann. Wer sollte Euch nicht kennen! Gotz, unser Leben und Blut lassen wir fur Euch. (Schricks.) Schricks. Kommen durch den Wald Reiter. Sind Bundische. Hauptmann. Eure Verfolger! Sie sollen nit bis zu Euch kommen! Auf, Schricks! Biete den andern! Wir kennen die Schliche besser als sie, wir schie?en sie nieder, eh sie uns gewahr werden. Gotz (allein). O Kaiser! Kaiser! Rauber beschutzen deine Kinder. (Man hort scharf schie?en.) Die wilden Kerls, starr und treu! (Zigeunerin.) Zigeunerin. Rettet Euch! Die Feinde uberwaltigen. Gotz. Wo ist mein Pferd? Zigeunerin. Hierbei. Gotz (gurtet sich und sitzt auf ohne Harnisch). Zum letztenmal sollen sie meinen Arm fuhlen. Ich bin so schwach noch nicht. (Ab.) Zigeunerin. Er sprengt zu den Unsrigen. (Flucht.) Wolf. Fort, fort! Alles verloren. Unser Hauptmann erschossen. Gotz gefangen. (Geheul der Weiber und Flucht.) Adelheidens Schlafzimmer Adelheid mit einem Brief. Adelheid. Er, oder ich! Der Ubermutige! Mir drohen! - Wir wollen dir zuvorkommen. Was schleicht durch den Saal? (Es klopft.) Wer ist drau?en? (Franz leise.) Franz. Macht mir auf, gnadige Frau. Adelheid. Franz! Er verdient wohl, da? ich ihm aufmache. (La?t ihn ein.) Franz (fallt ihr um den Hals). Liebe gnadige Frau. Adelheid. Unverschamter! Wenn dich jemand gehort hatte. Franz. O es schlaft alles, alles! Adelheid. Was willst du? Franz. Mich la?t's nicht ruhen. Die Drohungen meines Herrn, Euer Schicksal, mein Herz. Adelheid. Er war sehr zornig, als du Abschied nahmst? Franz. Als ich ihn nie gesehen. Auf ihre Guter soll sie, sagt' er, sie soll wollen. Adelheid. Und wir folgen? Franz. Ich wei? nichts, gnadige Frau. Adelheid. Betrogener torichter Junge, du siehst nicht, wo das hinaus will. Hier wei? er mich in Sicherheit. Denn lange steht's ihm schon nach meiner Freiheit. Er will mich auf seine Guter. Dort hat er Gewalt, mich zu behandeln, wie sein Ha? ihm eingibt. Franz. Er soll nicht! Adelheid. Wirst du ihn hindern? Franz. Er soll nicht! Adelheid. Ich seh mein ganzes Elend voraus. Von seinem Schlo? wird er mich mit Gewalt rei?en, wird mich in ein Kloster sperren. Franz. Holle und Tod! Adelheid. Wirst du mich retten? Franz. Eh alles! alles! Adelheid (die weinend ihn umhalst). Franz, ach uns zu retten! Franz. Er soll nieder, ich will ihm den Fu? auf den Nacken setzen. Adelheid. Keine Wut! Du sollst einen Brief an ihn haben, voll Demut, da? ich gehorche. Und dieses Flaschchen gie? ihm unter das Getrank. Franz. Gebt. Ihr sollt frei sein! Adelheid. Frei! Wenn du nicht mehr zitternd auf deinen Zehen zu mir schleichen wirst - nicht mehr ich angstlich zu dir sage: >Brich auf, Franz, der Morgen kommt.< Heilbronn, vorm Turn Elisabeth. Lerse. Lerse. Gott nehm das Elend von Euch, gnadige Frau. Marie ist hier. Elisabeth. Gott sei Dank! Lerse, wir sind in entsetzliches Elend versunken. Da ist's nun, wie mir alles ahnete! Gefangen, als Meuter, Missetater in den tiefsten Turn geworfen Lerse. Ich wei? alles. Elisabeth. Nichts, nichts wei?t du, der Jammer ist zu gro?! Sein Alter, seine Wunden, ein schleichend Fieber und, mehr als alles das, die Finsternis seiner Seele, da? es so mit ihm enden soll. Lerse. Auch, und da? der Weislingen Kommissar ist. Elisabeth. Weislingen? Lerse. Man hat mit unerhorten Exekutionen verfahren. Metzler ist lebendig verbrannt, zu Hunderten geradert, gespie?t, gekopft, geviertelt. Das Land umher gleicht einer Metzge, wo Menschenfleisch wohlfeil ist. Elisabeth. Weislingen Kommissar! O Gott! Ein Strahl von Hoffnung. Marie soll mir zu ihm, er kann ihr nichts abschlagen. Er hatte immer ein weiches Herz, und wenn er sie sehen wird, die er so liebte, die so elend durch ihn ist - Wo ist sie? Lerse. Noch im Wirtshaus. Elisabeth. Fuhre mich zu ihr. Sie mu? gleich fort. Ich furchte alles. Weislingens Schlo? Weislingen. Weislingen. Ich bin so krank, so schwach. Alle meine Gebeine sind hohl. Ein elendes Fieber hat das Mark ausgefressen. Keine Ruh und Rast, weder Tag noch Nacht. Im halben Schlummer giftige Traume. Die vorige Nacht begegnete ich Gotzen im Wald. Er zog sein Schwert und forderte mich heraus. Ich fa?te nach meinem, die Hand versagte mir. Da stie? er's in die Scheide, sah mich verachtlich an und ging hinter mich. - Er ist gefangen, und ich zittre vor ihm. Elender Mensch! Dein Wort hat ihn zum Tode verurteilt, und du bebst vor seiner Traumgestalt wie ein Missetater! - Und soll er sterben? - Gotz! Gotz! - Wir Menschen fuhren uns nicht selbst; bosen Geistern ist Macht uber uns gelassen, da? sie ihren hollischen Mutwillen an unserm Verderben uben. (Setzt sich.) - Matt! Matt! Wie sind meine Nagel so blau! - Ein kalter, kalter, verzehrender Schwei? lahmt mir jedes Glied. Es dreht mir alles vorm Gesicht. Konnt ich schlafen. Ach - (Maria tritt auf.) Weislingen. Jesus Marie! - La? mir Ruh! La? mir Ruh! - Die Gestalt fehlte noch! Sie stirbt, Marie stirbt, und zeigt sich mir an. - Verla? mich, seliger Geist, ich bin elend genug. Maria. Weislingen, ich bin kein Geist. Ich bin Marie. Weislingen. Das ist ihre Stimme. Maria. Ich komme, meines Bruders Leben von dir zu erflehen. Er ist unschuldig, so strafbar er scheint. Weisling. Still, Marie! Du Engel des Himmels bringst die Qualen der Holle mit dir. Rede nicht fort. Maria. Und mein Bruder soll sterben? Weislingen, es ist entsetzlich, da? ich dir zu sagen brauche: er ist unschuldig; da? ich jammern mu?, dich von dem abscheulichsten Morde zuruckzuhalten. Deine Seele ist bis in ihre innersten Tiefen von feindseligen Machten besessen. Das ist Adelbert! Weislingen. Du siehst, der verzehrende Atem des Todes hat mich angehaucht, meine Kraft sinkt nach dem Grabe. Ich sturbe als ein Elender, und du kommst, mich in Verzweiflung zu sturzen. Wenn ich reden konnte, dein hochster Ha? wurde in Mitleid und Jammer zerschmelzen. O Marie! Marie! Maria. Weislingen, mein Bruder verkranket im Gefangnis. Seine schweren Wunden, sein Alter. Und wenn du fahig warst, sein graues Haupt - Weislingen, wir wurden verzweifeln. Weislingen. Genug. (Zieht die Schelle.) (Franz in au?erster Bewegung.) Franz. Gnadiger Herr. Weislingen. Die Papiere dort, Franz! Franz (bringt sie). Weislingen (rei?t ein Paket auf und zeigt Marien ein Papier). Hier ist deines Bruders Todesurteil unterschrieben. Maria. Gott im Himmel! Weislingen. Und so zerrei? ich's! Er lebt. Aber kann ich wieder schaffen, was ich zerstort habe? Weine nicht so, Franz! Guter Junge, dir geht mein Elend tief zu Herzen. Franz (wirft sich vor ihm nieder und fa?t seine Knie). Maria (vor sich). Er ist sehr krank. Sein Anblick zerrei?t mir das Herz. Wie liebt ich ihn! und nun ich ihm nahe, fuhl ich, wie lebhaft. Weislingen. Franz, steh auf und la? das Weinen! Ich kann wieder aufkommen. Hoffnung ist bei den Lebenden. Franz. Ihr werdet nicht. Ihr mu?t sterben. Weislingen. Ich mu?? Franz (au?er sich). Gift! Gift! Von Euerm Weibe! - Ich! Ich! (Rennt davon.) Weislingen. Marie, geh ihm nach. Er verzweifelt. (Maria ab.) Gift von meinem Weibe! Weh! Weh! Ich fuhl's. Marter und Tod! Maria (inwendig). Hulfe! Hulfe! Weislingen (will aufstehn). Gott, vermag ich das nicht! Maria (kommt). Er ist hin. Zum Saalfenster hinaus sturzt' er wutend in den Main hinunter. Weislingen. Ihm ist wohl. - Dein Bruder ist au?er Gefahr. Die ubrigen Kommissarien, Seckendorf besonders, sind seine Freunde. Ritterlich Gefangnis werden sie ihm auf sein Wort gleich gewahren. Leb wohl, Maria, und geh. Maria. Ich will bei dir bleiben, armer Verla?ner. Weislingen. Wohl verlassen und arm! Du bist ein furchtbarer Racher, Gott! - Mein Weib - Maria. Entschlage dich dieser Gedanken. Kehre dein Herz zu dem Barmherzigen. Weislingen. Geh, liebe Seele, uberla? mich meinem Elend. - Entsetzlich! Auch deine Gegenwart, Marie, der letzte Trost, ist Qual. Maria (vor sich). Starke mich, o Gott! Meine Seele erliegt mit der seinigen. Weislingen. Weh! Weh! Gift von meinem Weibe! - Mein Franz verfuhrt durch die Abscheuliche! Wie sie wartet, horcht auf den Boten, der ihr die Nachricht bringe: er ist tot. Und du, Marie! Marie, warum bist du gekommen, da? du jede schlafende Erinnerung meiner Sunden wecktest! Verla? mich! Verla? mich, da? ich sterbe. Maria. La? mich bleiben. Du bist allein. Denk, ich sei deine Warterin. Vergi? alles. Vergesse dir Gott so alles, wie ich dir alles vergesse. Weislingen. Du Seele voll Liebe, bete fur mich, bete fur mich! Mein Herz ist verschlossen. Maria. Er wird sich deiner erbarmen. - Du bist matt. Weislingen. Ich sterbe, sterbe und kann nicht ersterben. Und in dem furchterlichen Streit des Lebens und Todes sind die Qualen der Holle. Maria. Erbarmer, erbarme dich seiner! Nur einen Blick deiner Liebe an sein Herz, da? es sich zum Trost offne, und sein Geist Hoffnung, Lebenshoffnung in den Tod hinuberbringe! In einem finstern engen Gewolbe Die Richter des heimlichen Gerichts. Alle vermummt. Altester. Richter des heimlichen Gerichts, schwurt auf Strang und Schwert, unstraflich zu sein, zu richten im Verborgnen, zu strafen im Verborgnen Gott gleich! Sind eure Herzen rein und eure Hande, hebt die Arme empor, ruft uber die Missetater: >Wehe! Wehe!< Alle. Wehe! Wehe! Altester. Rufer, beginne das Gericht! Rufer. Ich, Rufer, rufe die Klag gegen den Missetater. Des Herz rein ist, dessen Hand rein sind zu schworen auf Strang und Schwert, der klage bei Strang und Schwert! klage! klage! Klager (tritt vor). Mein Herz ist rein von Missetat, meine Hande von unschuldigem Blut. Verzeih mir Gott bose Gedanken und hemme den Weg zum Willen! Ich hebe meine Hand auf und klage! klage! klage! Altester. Wen klagst du an? Klager. Klage an auf Strang und Schwert Adelheiden von Weislingen. Sie hat Ehebruchs sich schuldig gemacht, ihren Mann vergiftet durch ihren Knaben. Der Knab hat sich selbst gerichtet, der Mann ist tot. Altester. Schworst du zu dem Gott der Wahrheit, da? du Wahrheit klagst? Klager. Ich schwore. Altester. Wurd es falsch befunden, beutst du deinen Hals der Strafe des Mords und des Ehebruchs? Klager. Ich biete. Altester. Eure Stimmen. (Sie reden heimlich zu ihm.) Klager. Richter des heimlichen Gerichts, was ist euer Urteil uber Adelheiden von Weislingen, bezuchtigt des Ehebruchs und Mords? Altester. Sterben soll sie! sterben des bittern doppelten Todes; mit Strang und Dolch bu?en doppelt doppelte Missetat. Streckt eure Hande empor, und rufet Weh uber sie! Weh! Weh! In die Hande des Rachers. Alle. Weh! Weh! Weh! Altester. Racher! Racher, tritt auf. Racher (tritt vor). Altester. Fa? hier Strang und Schwert, sie zu tilgen von dem Angesicht des Himmels, binnen acht Tage Zeit. Wo du sie findest, nieder mit ihr in Staub! - Richter, die ihr richtet im Verborgenen und strafet im Verborgenen Gott gleich, bewahrt euer Herz vor Missetat und eure Hande vor unschuldigem Blut. Hof einer Herberge Maria. Lerse. Maria. Die Pferde haben genug gerastet. Wir wollen fort, Lerse. Lerse. Ruht doch bis an Morgen. Die Nacht ist gar zu unfreundlich. Maria. Lerse, ich habe keine Ruhe, bis ich meinen Bruder gesehen habe. La? uns fort. Das Wetter hellt sich aus, wir haben einen schonen Tag zu gewarten. Lerse. Wie Ihr befehlt. Heilbronn, im Turn Gotz. Elisabeth. Elisabeth. Ich bitte dich, lieber Mann, rede mit mir. Dein Stillschweigen angstet mich. Du vergluhst in dir selbst. Komm, la? uns nach deinen Wunden sehen; sie bessern sich um vieles. In der mutlosen Finsternis erkenn ich dich nicht mehr. Gotz. Suchtest du den Gotz? Der ist lang hin. Sie haben mich nach und nach verstummelt, meine Hand, meine Freiheit, Guter und guten Namen. Mein Kopf, was ist an dem? - Was hort Ihr von Georgen? Ist Lerse nach Georgen? Elisabeth. Ja, Lieber! Richtet Euch auf, es kann sich vieles wenden. Gotz. Wen Gott niederschlagt, der richtet sich selbst nicht auf. Ich wei? am besten, was auf meinen Schultern liegt. Ungluck bin ich gewohnt zu dulden. Und jetzt ist's nicht Weislingen allein, nicht die Bauern allein, nicht der Tod des Kaisers und meine Wunden - Es ist alles zusammen. Meine Stunde ist kommen. Ich hoffte, sie sollte sein wie mein Leben. Sein Wille geschehe. Elisabeth. Willt du nicht was essen? Gotz. Nichts, meine Frau. Sieh, wie die Sonne drau?en scheint. Elisabeth. Ein schoner Fruhlingstag. Gotz. Meine Liebe, wenn du den Wachter bereden konntest, mich in sein klein Gartchen zu lassen auf eine halbe Stunde, da? ich der lieben Sonne genosse, des heitern Himmels und der reinen Luft. Elisabeth. Gleich! und er wird's wohl tun. Gartchen am Turn Maria. Lerse. Maria. Geh hinein und sieh, wie's steht. (Lerse ab. - Elisabeth. Wachter.) Elisabeth. Gott vergelt Euch die Lieb und Treu an meinem Herrn. (Wachter ab.) Maria, was bringst du? Maria. Meines Bruders Sicherheit. Ach, aber mein Herz ist zerrissen. Weislingen ist tot, vergiftet von seinem Weibe. Mein Mann ist in Gefahr. Die Fursten werden ihm zu machtig, man sagt, er sei eingeschlossen und belagert. Elisabeth. Glaubt dem Geruchte nicht. Und la?t Gotzen nichts merken. Maria. Wie steht's um ihn? Elisabeth. Ich furchtete, er wurde deine Ruckkunft nicht erleben. Die Hand des Herrn liegt schwer auf ihm. Und Georg ist tot. Maria. Georg! der goldne Junge! Elisabeth. Als die Nichtswurdigen Miltenberg verbrannten, sandte ihn sein Herr, ihnen Einhalt zu tun. Da fiel ein Trupp Bundischer auf sie los. - Georg! hatten sie sich alle gehalten wie er, sie hatten alle das gute Gewissen haben mussen. Viel wurden erstochen, und Georg mit: er starb einen Reiterstod. Maria. Wei? es Gotz? Elisabeth. Wir verbergen's vor ihm. Er fragt mich zehnmal des Tags, und schickt mich zehnmal des Tags zu forschen, was Georg macht. Ich furchte seinem Herzen diesen letzten Sto? zu geben. Maria. O Gott, was sind die Hoffnungen dieser Erden! (Gotz. Lerse. Wachter.) Gotz. Allmachtiger Gott! Wie wohl ist's einem unter deinem Himmel! Wie frei! - Die Baume treiben Knospen, und alle Welt hofft. Lebt wohl, meine Lieben; meine Wurzeln sind abgehauen, meine Kraft sinkt nach dem Grabe. Elisabeth. Darf ich Lersen nach deinem Sohn ins Kloster schicken, da? du ihn noch einmal siehst und segnest? Gotz. La? ihn, er ist heiliger als ich, er braucht meinen Segen nicht. - An unsrem Hochzeittag, Elisabeth, ahnte mir's nicht, da? ich so sterben wurde. - Mein alter Vater segnete uns, und eine Nachkommenschaft von edeln tapfern Sohnen quoll aus seinem Gebet. - Du hast ihn nicht erhort, und ich bin der Letzte. - Lerse, dein Angesicht freut mich in der Stunde des Todes mehr als im mutigsten Gefecht. Damals fuhrte mein Geist den eurigen; jetzt haltst du mich aufrecht. Ach da? ich Georgen noch einmal sahe, mich an seinem Blick warmte! - Ihr seht zur Erden und weint - Er ist tot - Georg ist tot. - Stirb, Gotz - Du hast dich selbst uberlebt, die Edeln uberlebt. - Wie starb er? - Ach fingen sie ihn unter den Mordbrennern, und er ist hingerichtet? Elisabeth. Nein, er wurde bei Miltenberg erstochen. Er wehrte sich wie ein Low um seine Freiheit. Gotz. Gott sei Dank! - Er war der beste Junge unter der Sonne und tapfer. - Lose meine Seele nun! - Arme Frau! Ich lasse dich in einer verderbten Welt. Lerse, verla? sie nicht. - Schlie?t eure Herzen sorgfaltiger als eure Tore. Es kommen die Zeiten des Betrugs, es ist ihm Freiheit gegeben. Die Nichtswurdigen werden regieren mit List, und der Edle wird in ihre Netze fallen. Maria, gebe dir Gott deinen Mann wieder. Moge er nicht so tief fallen, als er hoch gestiegen ist! Selbitz starb, und der gute Kaiser, und mein Georg. - Gebt mir einen Trunk Wasser. - Himmlische Luft - Freiheit! Freiheit! (Er stirbt.) Elisabeth. Nur droben, droben bei dir. Die Welt ist ein Gefangnis. Maria. Edler Mann! Edler Mann! Wehe dem Jahrhundert, das dich von sich stie?! Lerse. Wehe der Nachkommenschaft, die dich verkennt!